Zeitschrift für Sozialismus und Frieden 1/05

Herausgeber: Verein zur Förderung demokratischer Publizistik (e.V.)

Spendenempfehlung: 1,60 €

Ausgabe

Januar / Februar 2005


Inhalt

 

  Redaktionsnotiz

Rechenschaftsbericht 2004

  Realisierte Hefte in 2004

  Verbreitung der Offensiv

  Finanzen

  Profite wie noch nie

  Die Kirche und der Krieg

Redaktion Offensiv: Vorbemerkung
Aus: „Unser Einsatz hier ist sinnvoll"
Aus: „Netzwerk für Familien"
Aus: „Manchmal fällt ein Schuss für den Frieden"
„150 Segenskerzen"

Die sozialistische Herausforderung

  Vera Butler: Der Faschismus und eine neue sozialistische Weltordnung

Zum Klassencharakter der aktuellen Protestbewegungen

  Andrea Schön: Die Kommunisten müssen den Kampf um's Teewasser führen!

Wissen ist Macht

  Redaktion Offensiv: Bildungsprogramm

Irak

  Internationale Irak-Konferenz

  Joachim Guilliard: Irak – Besatzungsherrschaft, Widerstand und die Rolle der irakischen KP

Zur Situation der KPÖ

  Stamokap-Strömung in der Sozialistischen Jugend Österreich: Eine Einschätzung zum Zustand der KPÖ nach dem Linzer "Parteitag"

  Otto Bruckner: Es ist an der Zeit, mit dieser „K"PÖ zu brechen!

  Interview mit Otto Bruckner, Vorsitzender der am 20. Januar 2005 in Wien gegründeten "Kommunistischen Initiative"

  Rudolf Reiter: Betreff: Meine Nichtmitgliedschaft in der "Kommunistischen Partei Österreichs"

Zur politischen Ökonomie des Sozialismus

  Hermann Jacobs: Widerspruch eigener Art in der Revisionismus-Kritik

DKP-Brandenburg vor dem 17. Parteitag der DKP

  Bernd Müller: Brandenburg steht an Berlins Seite

Solidarität mit Cuba

  Kommunistische Plattform der PDS und Cuba Si: Computer nach Cuba!

  Freundschaftsgesellschaft BRD-Cuba e.V.: Brigade José Martí

  Redaktion Offensiv: Free the Five!

Buchbesprechung

  Gernot Bandur: Lothar Berthold: Geschichtskalender

Leserbriefe

  Andrea und André Vogt: Manfred Sohn macht sich Gedanken über die Perspektive der revolutionären Partei heute und kommt zu dem Schluß, daß es einer solchen Organisationsform nicht mehr bedarf.

  Fritz Dittmar: Betr.: Kollaboration der Kollaborateure

  Gernot Bandur: Zu: „Kollaborateur der Kollaborateure"

  Samy Yildirim: Antwort auf meine Kritiker. 1. Teil

  Karsten Schönsee: Türkische Armee und deutsche Waffen raus aus Kurdistan

Spendenkampagne „Pressefreiheit"

  Redaktion Offensiv: Die Spendenkampagne war ein Erfolg!

  Spendeneingang seit 05.10.2004

  Aufruf

Solidarität mit dem irakischen Volk und seinem legitimen Widerstand!

  Impessum


 

Redaktionsnotiz

Wir wünschen Euch, so weit das die Verhältnisse überhaupt zulassen, ein gutes neues Jahr. Und wir legen Euch ein ziemlich buntes und unserer Meinung nach auch recht optimistisches Heft als Nr. 1/2005 vor. Natürlich müssen wir über die Schlechtigkeiten der Welt berichten, es gibt aber auch vorwärtstreibende, konsequente und aufbauende Tendenzen.

Ihr findet in diesem Heft neben Argumentationshilfen für die Notwendigkeit des Sozialismus (Profit und Reichtum versus Armut und Not – Rubrik: „Profite wie noch nie") Berichte über den ideologischen Kitt der Kirche und ihre Militärseelsorge in der BRD (wobei uns die bald in Kabul oder Kundus leuchtenden Segenskerzen besonders gut gefielen…, aber lest selbst!). Dem stellen wir die sozialistische Herausforderung und unser Bildungsprogramm entgegen. Wir haben einen Artikel über den Klassencharakter der Protestbewegungen und außerdem könnt Ihr Neues aus der KPÖ erfahren. Natürlich beschäftigt uns auch in dieser Ausgabe der Irak. Dazu kommen Nachrichten aus der DKP Brandenburg, eine Buchbesprechung, Aufrufe zur Solidarität mit Cuba und die aktuelle Liste der Erstunterzeichner unseres Aufrufs zur Solidarität mit dem Widerstand im Irak. Wir bitten Euch, diesen Aufruf zu unterzeichnen und an uns zurückzusenden, auf dass die Unterschriftenliste weiter wachsen möge.

Außerdem findet Ihr zu Beginn des Heftes den Jahresrechenschaftsbericht 2004 und am Ende des Heftes die Dokumentation unserer Spendenkampagne „Pressefreiheit" sowie den aktuellen Spendeneingang für die „Offensiv".

Auf die hintere Umschlagseite haben wir eine Postkarte zum Ausschneiden gedruckt. Bitte tut dies, bitte füllt die Karte aus, frankiert sie mit einer 1-€-Marke und schickt sie ab! Je mehr Protest es international gibt, desto besser!

Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und müssen leider daran erinnern, dass Zeitungmachen Geld kostet.

Spendenkonto Offensiv: Konto Frank Flegel, Kt-Nr. 3090180146 bei der Sparkasse Hannover, BLZ 250 501 80, Kennwort Offensiv. Redaktion Offensiv, Hannover


Rechenschaftsbericht 2004

Realisierte Hefte in 2004

Heft 1/04: Ausgabe Januar-Februar 2004.

Schwerpunkte: Imperialismus heute, Beiträge zur Geschichte des Sozialismus, Haftentlassung von Egon Krenz, Rechenschaftsbericht 2003. Autoren/innene: Erich Buchholz, Gerhard Feldbauer, Kurt Gossweiler, Helmut Loeven, Redaktion und Geschäftsführung Offensiv, Klaus von Raussendorff, Andrea Schön. 60 Seiten.

Heft 2/04: Sonderheft „Der Revisionismus".

Kurt Gossweiler: Revisionismus – Totengräber des Sozialismus. Zur Entstehung des modernen Revisionismus. Gerald Hoffmann: Der Revisionismus als kleinbürgerliches Element im Marxismus. Michael Opperskalski: Kommunisten und Revisionismus. 120 Seiten.

Heft 3/04: Ausgabe März-April 2004.

Schwerpunkte: Imperialismus heute, Lage in der DKP, Fragen des revolutionären Bewusstseins, EU-Wahl 2004, Buchbesprechungen. Autoren/innen: Harpal Brar, Frank Flegel, Michael Forbrig, Heinz Hofmann, Günther Lange, Werner Roß, Redaktion Schattenblick, Horst Schneider, Manfred Sohn, Hans-Günther Szalkiewicz, Michael Opperskalski, Samy Yildirim. 60 Seiten.

Heft 4/04: Ausgabe Mai-Juni 2004.

Schwerpunkte: Venezuela, Politische Ökonomie des Sozialismus, Hearing zur Programmdebatte der DKP, Politische Berichte, Buchbesprechungen. Autoren/innen: Ingeborg Böttcher, Helmut Dunkhase, Helmut Ettinger, Peter Feist, Detlef Fricke, Willi Gerns, Ronny Hirsch, Hermann Jacobs, Ingo Niebel, Klaus von Raussendorff, Redaktion Offensiv, Dieter Rolle, Heinz Stehr, Hans-Günter Szalkiewicz, Andrea und André Vogt, Vorstand unseres Herausgebervereins. 60 Seiten.

Heft 5/04: Sonderheft „Stalins Beiträge zur marxistisch-leninistischen Militärtheorie und Militärpolitik 1943".

Idee der allgemeinen Offensive, Schlacht am Kursker Bogen, Konferenz von Teheran. Autor: Ulrich Huar. 60 Seiten.

Heft 6/04: Ausgabe Juli-August 2004.

Schwerpunkte: Unterlassungsklage Thälmann-Gedenkstätte, Venezuela, Europäische Linkspartei, KPÖ, DKP, Beiträge zur Geschichte der kommunistischen Bewegung, Politische Berichte. Autoren/innen: DKP Gießen, DKP Niederlausitz, Gerhard Feldbauer, Frank Flegel, FNARC, Heinz W. Hammer, Anna C. Heinrich, KKE, Petra Köhler, Kommunistische Initiative zur Erneuerung der KPÖ, Familie Lewander, Michael Opperskalski, Redaktion Kommunisten-Online, Redaktion Offensiv, Andrea Schön, Hans Schröter, Samy Yildirim. 60 Seiten.

Heft 7/04: Ausgabe September-Oktober 2004.

Schwerpunkte: Ernst-Thälmann-Gedenkstätte, Nicaragua, KP Luxemburg, Politische Ökonomie des Sozialismus, Politische Berichte. Autoren/innen: Gernot Bandur, Kurt Gossweiler, Heinz W. Hammer, Wolfgang Herrmann, Ronny Hirsch, Gerald Hofmann, Jean Marie Jacoby, Robert Medernach, Hansi Oehme, Ali San, Hans Schröter, Andrea und André Vogt. 60 Seiten.

Heft 8/04: Sonderheft „Stalins Beiträge zur marxistisch-leninistischen Militärtheorie und Militärpolitik. Kooperation und Klassenkampf in der Antihitlerkoalition 1944".

Befreiungsmission der Roten Armee, Griechenland, Polen und der Warschauer Aufstand, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, slowakischer Nationalaufstand, Österreich, Finnland. Autor: Ulrich Huar. 104 Seiten.

Heft 9/04: Ausgabe November-Dezember 2004.

Schwerpunktheft Irak, dazu: Original-dokumente des Widerstandes, Einschätzungen, Rolle IKP und DKP. Weitere Themen: KPÖ, Revolutionäre Partei heute. Autoren/innen: Anti-Imperialistische Korrespondenz, Baath-Partei, Felix Bartels, Albert Einstein, Frank Flegel, Alex de la Grange, Rüdiger Göbel, Kurt Gossweiler, Joachim Guilliard, Hermann Jacobs, Kommunistische Initiative zur Erneuerung der KPÖ, KPÖ Ottakring, Michael Opperskalski, Redaktion Offensiv, Redaktion Schattenblick, Rainer Rupp, Manfred Sohn, Heinz Stehr, UNCIR, UZ-Redaktion. 60 Seiten.


Verbreitung der Offensiv

 

Die 183 Orte in Deutschland, in denen „Offensiv" gelesen wird

Altlandsberg, Augsburg, Bad Bentheim, Bad Doberan, Bad Freienwalde, Bad Homburg, Bad Langensalza, Bad Soden, Berlin, Bessenbach, Beutel, Bielefeld, Bischofrode, Bissingen, Blumberg, Bodolz, Börnersdorf, Bonn, Brandenburg, Braunschweig, Bremen, Brüssow, Buchholz, Burgdorf, Buxdehude, Celle, Cieren, Cottbus, Crailsheim, Darmstadt, Delmenhorst, Dorfen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Eberswalde, Edemissen, Eggersdorf, Eichwalde, Erfurt, Erkelenz, Essen, Estorf, Ferdinandshof, Fernwald, Frankfurt/M, Frankfurt/0, Fraureuth, Frechen, Freiberg, Freiburg, Friedrichsdorf, Friederichshafen, Frohburg, Gelsenkirchen, Gera, Gersdorf, Gießen, Göttingen, Goslar, Großlehna, GroßUmstadt, Grünow, Güstrow, Gütersloh, Halle, Hamburg, Hameln, Hamm, Han.Münden, Hannover, Harnekop, Hatten, Hattingen, Havelberg, Heidelberg, Heidenheim, Heidesheim, Heppenheim, Hermsdorf, Hess.Oldendorf, Hildesheim, Hohenahlsdorf, Hoyerswerda, Ilmenau, Jena, Kamen, Karlsbad, Kassel, Kehl-Neumühl, Kelbra, Kleinmachnow, Koblenz, Köln, KönigsWusterhausen, Kückenshagen, Kusel, Leipzig, Leun, Lichtenau, Lindhorst, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mahlow, Mainz, Marburg, Mönchengladbach, Möttingen, Moosburg, Müncheberg, München, Münster, Naunhof, Neuenhagen, Neuruppin, Neuss, Nürnberg, Oberhausen, Offenbach, Oldenburg, Osnabrück, Paderborn, Perleberg, Petershagen, Pforzheim, Pötenitz, Pomster, Poppenhausen, Potsdam, Radebeul, Raesfeld, Ravensburg, Rechen, Recklinghausen, Reut, Röthenbach, Ronnenberg, Rosenthal, Rostock, Rudolstadt, Rüdersdorf, Saarburg, Salzwedel, Schlangenbad, Schönkirchen, Schwabhausen, Schwäbisch-Hall, Schwaig, Schwanebeck, Schwedt, Schwerin, Stelle-Wittenwurth, Strausberg, Stuttgart, Suhl, Thorgau, Tostedt, Trier, Tübingen, Uelzen, Urnshausen, Wächtersbach, Wandsdorf, Warin, Wedel, Weissenburg, Weissenstadt, Wernding, Wernsdorf, Wetzlar, Wiesbaden, Wilkau, Winsen/Luhe, Wismar, Wörnitzostheim, Wollin, Woltersdorf, Wuppertal, Zarrentin, Zittau, Zwickau.

 

Die 28 Länder, in denen 'Offensiv' gelesen wird:

Australien, Belgien, Chile, Cuba, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kongo, Luxembourg, Niederlande, Österreich, Polen, Rußland, Schweden, Schweiz, Slowakische Republik, Spanien, Syrien, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, USA.

 

Die 45 Orte im Ausland, in denen 'Offensiv' gelesen wird:

Antwerpen (Belgien), Athen (Griechenland), Avon (Frankreich), Bratislava (Slowakische Republik), Brüssel (Belgien), Budapest (Ungarn), Calcutta (Indien), Damaskus (Syrien), Den Haag, (Niederlande), Faliro (Griechenland), Florenz (Italien), Forio (Italien), Gavorrano (Italien), Göteborg (Schweden), Havanna (Cuba), Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) Kopenhagen (Dänemark), Linz (Österreich), Livry Gargan (Frankreich), London (Großbritannien), Lutsk (Ukraine), Luxemburg (Luxemburg), Madrid (Spanien), Melbourne (Australien), Moskau (Rußland), Neapel (Italien), New York (USA), Prag (Tschechische Republik), Ricany (Tschechische Republik), Regusse (Frankreich), Rom (Italien), Röschitz (Österreich), S. Abbondio (Schweiz), Salzburg (Österreich), Sundsvall (Schweden), St.Petersburg (Russland), Tokyo (Japan), Toronto (Kanada), Urbino (Italien), Valparaiso (Chile), Valby (Dänemark), Wasquehall (Frankreich), Wien (Österreich), Wroclaw (Polen), Zaandam (Niederlande)


 

Finanzen

 

Spendenaufkommen 2004: 8.932,58 €

 

Ausgaben 2004:

Porto 2.746,07 €

Druck 5.887,00 €

Büro 325,90 €

Internet pauschal 100,00 €

Werbung 220,40 €

Summe: 9.279,37 €

 

SALDO -346,79 €

 

Wir haben ein kleines Minus, was natürlich von uns tragbar ist. Leider aber ist es uns zum Ende des Jahres 2004 nicht gelungen, für unsere Buchprojekte Gelder anzusparen. Deshalb müssen wir weiter intensiv um Spenden bitten:

 

Spendenkonto Offensiv: Konto Frank Flegel, Nr. 3090180146 bei der Sparkasse Hannover, BLZ 250 501 80, Kennwort „Offensiv".

Geschäftsführung und Redaktion Offensiv, Hannover


Profite wie noch nie

Die 30 größten deutschen Unternehmen, die im Aktienindex Dax notiert sind, werden in 2004 vor Steuern zusammengenommen gut 62 Milliarden Euro verdient haben – so viel wie nie und rund 112 Prozent mehr als 2003. In der Folge diese 30 Unternehmen in der Reihenfolge der prozentualen Gewinnsteigerung von 2003 auf 2004.

 

Unternehmen Gewinn 2003 Gewinn 2004 Veränderung

(in Millionen €) (in Millionen €) (in Prozent)

Daimler-Chrysler 596 4630 +677

Deutsche Telekom 1398 4722 +238

Münchner Rück 1284 3031 +136

Thyssen-Krupp 714 1383 +94

Allianz 2473 4520 +83

BASF 2168 3892 +80

Linde 287 501 +75

RWE 2123 3641 +72

Tui 246 410 +67

Deutsche Bank 2756 4559 +65

Metro 817 1333 +63

Siemens 3372 5435 +61

MAN 303 454 +50

Continental 722 926 +28

Adidas-Salomon 438 536 +22

SAP 1777 2084 +17

BMW 3205 3632 +13

Deutsche Post 1915 2169 +13

Fresenius Med.Care 478 532 +11

Eon 5538 6112 +10

Altana 580 622 +7

 

Unternehmen Gewinn 2003 Gewinn 2004 Veränderung

(in Millionen €) (in Millionen €) (in Prozent)

 

Deutsche Börse 448 476 +6

Henkel 768 811 +6

Schering 701 725 +3

Hypo-Vereinsbank -2146 1034

Bayer -1994 1186

Commerzbank -1980 1057

Lufthansa -814 202

Infineon -359 553

VW 1529 1062 -31

ZUSAMMEN 29343 62230 +112

(Quelle: „Stern", Nr. 49/04, nach: Thomson Financial)

 

Unter den einhundert größten Wirtschaftsmächten der Welt sind heute 48 Länder und 52 Konzerne. Diese 52 Konzerne haben so viel Umsatz, dass sie den vieler Länder überschreiten. Unter diesen 52 sind Daimler/Chrysler, Volkswagen und die Deutsche Bank.

Der reichste Konzern der Welt ist General Motors, die zehn ersten wichtigsten Marken sind US-Konzerne, angeführt von Coca-Cola, Microsoft, Disney und McDonalds.

250 Millionen Kinder weltweit sind zur Arbeit gezwungen, zwölf Millionen davon in sklavenähnlichen Verhältnissen für die Herstellung billiger Exportware oder für sexuelle „Dienstleistungen".

Die Gesamtzahl der versklavten Menschen heute wird auf 100 Millionen Menschen geschätzt.

Jedes Jahr fallen 200 Millionen Menschen mehr unter die absolute Armutsgrenze, haben also weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung. In Nigeria leben 40%, in Ruanda, Papua-Neuguinea und im Irak mehr als 30% der Bevölkerung unterhalb dieser Armutsgrenze.

50.000 Menschen sterben täglich an Unterernährung, darunter 35.000 bis 40.000 Kinder.

53,7% der Weltbevölkerung verfügen über 6,1% des Welteinkommens. 15% der Weltbevölkerung – in den reichen Ländern – verfügen über 78,3% des Welteinkommens.

Die Auslandsschulden der Länder der Zweiten und Dritten Welt haben sich seit 1980 vervierfacht.

475 Milliardäre der Welt besitzen genau so viel wie die ärmsten 50% der Menschheit. In den USA besitzt ein Prozent der Haushalte 40% des nationalen Gesamtvermögens.

Die Reallöhne sind weltweit in den letzten 25 Jahren um 10% gesunken.

 

Offensiv, gestützt auf „junge Welt" vom 30.12.2004


Die Kirche und der Krieg

Redaktion Offensiv: Vorbemerkung

Wir bringen im folgenden Auszüge aus der „Evangelischen Zeitung, Christliche Zeitung für Niedersachsen", Lutherisches Verlagshaus, Knochenhauerstr. 38-40, Hannover, in denen es um die Militärseelsorge geht. Wir zitieren kommentarlos aus vier Artikeln, alle vier aus der Vorweihnachtszeit. Es sind die Artikel „Unser Einsatz hier ist sinnvoll", „Netzwerk für die Familien", „Manchmal fällt ein Schuss für den Frieden" und „150 Segenskerzen".

Redaktion Offensiv, Hannover

Aus: „Unser Einsatz hier ist sinnvoll"

Mit einer kleinen Platzwunde war Militärbischof Peter Krug von seiner Reise nach Afghanistan zurückgekehrt. Am letzten Tag seines Aufenthaltes hatte er sich in einem gepanzerten Fahrzeug den Kopf gestoßen. Doch das schmälert nicht die starken, durchaus positiven Eindrücke von dem Besuch bei den deutschen Soldaten in Camp Warehouse in der Hauptstadt Kabul oder den Einheiten in Kundus im Norden des Landes. (…)

„Die Rechung scheint aufzugehen", meint Krug, „das Militär wirkt beruhigend, so dass andere Hilfsaktivitäten ihre Wirkung entfalten können." Gerade die deutschen Soldaten, so Krug, wirkten durch ihr freundliches Auftreten nicht als Besatzer, sondern als Stabilisatoren. Dennoch gebe es aber immer noch ethische Spannungen und Kriminalität. (…) Er habe jede Gelegenheit zu Gesprächen genutzt, von Offizieren bis zu einfachen Mannschafts-graden. Das überwiegende Fazit aller sei gewesen: „Unser Einsatz hier ist sinnvoll." Natürlich habe es auch Berichte über Spannungen gegeben. Das könne gar nicht anders sein, wenn man erlebe, „wie zusammengepfercht die Truppen in Zelten und Feldhäusern leben." Oft gebe es zudem Probleme mit den Angehörigen zu Hause. „Beziehungsfragen, Stimmungsschwankungen – da sind unsere Seelsorger besonders gefragt." (…)

Aus: „Netzwerk für Familien"

Der Gemeindebeirat der evangelischen Militärseelsorge Großenkneten, vertreten durch Stabsfeldwebel Reiner Natemeyer, lobte den Standortpfarrer Hans Jobst Schütte für die intensive Arbeit mit den Familien und sprach von einem Netzwerk mit den Kindern und Ehefrauen der Soldaten. „Der Soldat weiß um die Angst, die sich bei den daheim gebliebenen Familien während der Auslandseinsätze ihrer Ehemänner und Väter."

Die Arbeit der Militärseelsorge wird in diesem Bereich sehr gut angenommen. Es wurden im laufenden Jahr (gemeint ist 2004; d.Red.) sieben Familienrüstzeiten angeboten. Die Gruppen bestanden oft aus mehr als 80 Personen, meist mehr Kinder als Erwachsene." (…)

Aus: „Manchmal fällt ein Schuss für den Frieden"

Bergen/Lager Hörsten. „Peace Support Operation" (PSO, Frieden unterstützende Maßnahmen) so lautet das Programm des zweiwöchigen Trainingsseminars der Bundeswehr im Lager Hörsten. Alle evangelischen Pfarrer, die einen Auslandseinsatz begleiten wollen, müssen es durchlaufen. (…) Alltagsfähigkeiten sind das wirklich nicht, wenn ein Pastor übt, eine sorgsam im feinen Wegessand versteckte, handtellergroße Mine zu erkennen. Oder einen kurzen , prägnanten Funkspruch „abzusetzen": „Flash, flash, flash (Hilfe)!" Nur schnelle Hilfe wird im künftigen Einsatzland wirkungsvoll sein. (…)

Doch das ist das notwendige Pflichtprogramm, mit dem die Bundeswehr alle Teilnehmer auf ihren sechsmonatigen Auslandseinsatz vorbereitet. (…) Eine Ausnahme gibt es freilich im Programm-Ablauf. Die neunte und zugleich letzte Station des Kurses, die Waffen- und Schießausbildung, entfällt für die Theologen. Auch im Einsatzland werden sie ohne Waffen ihren Dienst verrichten. Ob also im deutschen Feldlager, im Kosovo-Bergdorf oder in der Hauptstadt Kabul in Afghanistan – Pfarrer bleiben stets und überall unbewaffnet. Das heißt allerdings nicht, dass ein Pfarrer im Auslandseinsatz völlig ungeschützt ist. Meistens ist ein Soldat an seiner Seite, der eine Waffe mit sich führt. Und er darf sie zur Selbstverteidigung oder zur Nothilfe für seinen Schutzbefohlenen auch benutzen.

Doch Gott sei Dank kommt es dazu meist nicht. Denn die Bundeswehr genießt in allen gegenwärtigen Einsatzgebieten einen guten Ruf in der Bevölkerung. (…) Selten kommt es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung. Deshalb steht auch die „PSO"-Grundlagenausbildung ganz im Zeichen der Friedenssicherung. An einem Trainingstag wird zum Beispiel geübt, eine aufgebrachte Menschenmenge zu beruhigen. Schritt für Schritt wird eine Deeskalation versucht. Kann man verhandeln, ein Angebot unterbreiten? Erst wenn die Gesprächsversuche scheitern, wird es ernst: Die Soldaten lernen, eine stabile „Postenkette" zu bilden. Damit werden Gebäude oder einzelne gefährdete Personen geschützt. (…) Geht die Bedrohung allerdings immer mehr von der aufgebrachten Menschenmenge aus, fällt von ihrer Seite ein Schuss auf die Soldaten oder zieht ein einzelner Aufrührer seine Waffe und richtet sie gegen die Schützenden, dann dauert es nur wenige Sekunden, und ein Warnschuss fegt über die Köpfe. Auch der gezielte Schuss eines Soldaten auf den Angreifer wird jetzt vom Einsatzführer freigegeben. (…)

Die Soldaten und Seelsorger lernen im Camp, dass es bei ihrer Friedensmission um Formen der Selbstverteidigung geht. Der Schuss aus der Waffe kann immer nur das letzte Glied einer Eskalation sein. Und immer nur dann, wenn es sonst kein Entrinnen mehr geben würde. Erst wenn vorher alle Maßnahmen ausgeschöpft wurden, darf ein Schuss fallen.

Ob er jeweils auch mit dem persönlichen Gewissen zu vereinbaren ist, bleibt dem Einzelnen überlassen. (…) Der Soldat wird immer wieder selber eine Antwort finden müssen. (…) Manchmal kann das Gespräch mit dem Seelsorger helfen, sich darüber klar zu werden, seine Gedanken zu sortieren, wieder „Ruhe für die Seele" zu gewinnen.

Das wird nicht leicht sein, nicht für jeden. Einer der Ausbildungsfeldwebel brachte es denn auch auf den Punkt. „das Leben ist kein Picknick", sagte er. Und damit gab er den Teilnehmern einen Trost mit auf den Weg. Sie sollen sich auf wirklich schwierige Situationen einstellen. Und sich damit abfinden, dass es nicht auf alles eine einfache Lösung im Leben geben kann.

„150 Segenskerzen"

150 Kerzen hatte Militärpfarrer Hartmut Weinbrenner zum „Advents-Workshop" zur Rüstzeit in Hülsa mitgebracht. Mit Flüssigwachs konnten die Teilnehmer der Rüstzeit Segenssprüche auf die Kerzen schreiben, die bei einem Gottesdienst für Soldaten und ihre Angehörigen verteilt werden sollen. Die Panzergrenadierbrigade 1 in Hildesheim beginnt im Januar ihren Einsatz in Afghanistan. „Was können wir den Soldaten von der Rüstzeit Schöneres mitgeben als diese Segensworte?", fragte Pfarrer Weinbrenner. Die Familien begannen zu schreiben: „Ich bin bei Euch alle Tage", „Du bist mein Fels und meine Burg" und andere Segenssprüche aus der Bibel. Beim Gottesdienst in der Hildesheimer St.-Elisabeth-Kirche fanden die Kerzen interessierte Abnehmer. Wahrscheinlich werden einige dieser Kerzen bald in Kabul oder Kundus leuchten.


Die sozialistische Herausforderung

Vera Butler: Der Faschismus und eine neue sozialistische Weltordnung

Seit dem Sieg von 1945, der eine bessere Welt versprach, feiert der Faschismus heute seine Wiederauferstehung im Irak und in Israel. Der Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft hat den hegemonistischen Ambitionen der Weltmacht Amerika und ihrer Satelliten Tür und Tor geöffnet.

Die erschütternden Bilder und Berichte über die unmenschlichen Erniedrigungen Torturen und Tötungen, die irakische Gefangene unter dem Joch der Militärmaschine der Aggressoren erleiden, bedeuten einen Rückfall in die Praktiken des Faschismus der dreißiger Jahre, als in Nazi-Deutschland, im faschistischen Italien, unter Francos Falange-Regime und dem japanischen Imperialismus in China die Gewalt des Polizeistaates gegen die Opposition der Arbeiterklasse wütete.

Heute heißt Amerikas Konzentrationslager Nr. 1 „Camp X-Ray" in Guantanamo Bay, weniger bekannt ist Israels „Camp Nr. 1391", unweit der Chaussee zwischen Hadera und Afula gelegen, wo laut früheren Insassen ähnliche Praktiken Gang und Gäbe sind.

Die gezielte Vernichtungspolitik des Scharon-Regimes gegen die palästinensische Zivil-bevölkerung im besetzten Gaza und dem Westufer des Jordan ist in ihrer Bestialität nur mit dem Nazi-Holocaust vergleichbar. Daher auch verurteilen viele Israelis, darunter Militärpersonal, die Politik des Zionisten-Staates – aber ohne Erfolg.

Das tatenlose Zusehen der so genannten „zivilisierten" Welt erinnert an die Jahre des Faschismus, als Menschen auf Grund von Rasse, Glauben oder politischen Überzeugungen vernichtet wurden. Wohl verkündet Kofi Annan, Generalsekretär der UNO, die hehren Prinzipien der Menschenrechte. Auch mangelt es nicht an moralisch inspirierter Kritik seitens verschiedener Glaubensbekenntnisse und ihrer Sprecher. Leider bleibt es jeweils bei Worten, und eine weltweit koordinierte Propagandamaschine brandmarkt die Guerilla-Kämpfer in den besetzten Gebieten Iraks und Israels als Terroristen und Aufständische!

Die Ideologie des Faschismus

Der Faschismus ist nicht nur ein Phänomen der Vergangenheit, sondern ist ein Auswuchs des kapitalistischen Systems. Dr. Kurt Gossweiler hat auf zwei fundamentale Triebkräfte des Faschismus hingewiesen: Angst und Aggression. Seit Jahrhunderten sind Aggressionskriege um den Kolonialbesitz wertvoller Ländereien und Rohstoffe geführt worden. Heute schürt eine raubgierige Bourgeoisie zum Schutz ihrer weltweiten Investitionen Rassenhass und Religionskonflikte.

Die gefürchtete Herausforderung jedoch ist der Aufstand unterdrückter und ausgebeuteter Völker gegen die globalen Machtpositionen des Kapitalismus – vom bolivianischen Altiplano bis nach Mexiko, vom gold- und kupferreichen Kongo bis zu Bagdads Ölquellen- Militärische Überlegenheit soll Furch und Schrecken einflöße, wie „W" Bush es so sinnreich formulierte.

Nach 1991 wird die Weltordnung des Kapitalismus zunehmend von der Hegemonialmacht USA bestimmt. Die ideologischen Erben des Faschismus sind die so genannten Neo-Konservativen der us-amerikanischen Rechten, deren Einfluss auf die Außenpolitik des Landes durch Zusammenarbeit mit christlichen Fundamentalisten und zionistischen Organisationen wie AIPAC (American-Israel Public Affairs Committee) unter Präsident Bush II rapide zunimmt. Doch haben die unsichtbaren Manager des faschistoiden Korporatismus und ihre supra-nationalen Handlanger – des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Welt-Handelsorganisation – die Lehren der Geschichte vergessen: Waffengewalt kann wohl zeitweilig die Flammen der Revolution eindämmen, aber nie löschen.

Die sozialistische Herausforderung

Womit niemand unter den zahllosen „Think-Tank"-Spezialisten und Beratern Washingtons rechnete, ist der Widerstand missachteter und beraubter Völker gegen den Terror der Waffengewalt und einer indoktrinierten Soldateska. Der Gewerkschafter Evo Morales spricht für Boliviens Bewegung für den Sozialismus von der sozialistischen Herausforderung: „Die Theologie des Neoliberalismus hat keine Zukunft. Es ist der Weg des Völkermordes. Entweder folgen wir dem Weg zum Sozialismus und fordern die Nationalisierung der Bodenschätze und Wirtschaftsplanung, oder aber wir fallen zurück in Sklaverei und Dahinsiechen." Und Subcommandante Marcos von der Nationalen Befreiungsarmee der Zapatistas in Südmexiko: „In unserem Herzen tragen wir Hoffnung, sie aber den Tod. Wir haben Freiheit – sie wollen uns versklaven."

In seiner Ansprache zum 1. Mai 2003 konnte Fidel Castro mit Stolz die sozialistischen Leistungen Cubas aufzählen: „Über eine halbe Million Cubaner haben ihre internationalen Aufgaben als Kämpfer, Lehrer, als Techniker oder als Ärzte und Mitarbeiter im Gesundheitswesen erfüllt. Hunderttausende von ihnen haben im Laufe von mehr als 40 Jahren Millionen von Leben gerettet. Zur Zeit arbeiten 3.000 Spezialisten im Allgemeinen Gesundheitswesen, und andere arbeiten in den unzugänglichsten Gebieten von 18 Ländern der Dritten Welt. Alljährlich retten sie durch präventive und therapeutische Methoden unzählige Menschenleben – und all das, ohne auch nur einen Peso für ihre Leistungen zu verlangen." Es ist dieser humanitäre Dienst, am Mitmenschen, ohne Erwartung von Bezahlung oder Profiten, der die neue Moralität der Zukunft ankündigt.

Die Erinnerung an Che Guevara lebt weiter. Wer war er? Ein argentinischer Arzt, ein Internationalist, der an der cubanischen Revolution teilnahm und sein Leben für die Campesinos Boliviens hingab. Speziell abgerichtete us-amerikanische Einsatzeinheiten, die Schergen des Kapitalismus, konnten Che wohl vernichten, seinen Körper verstümmeln – aber sein Beispiel eines Revolutionärs, eines wirklichen Humanisten, inspiriert bis heute die unterdrückten Massen der Welt mit seiner Losung: venceremos! Wir werden siegen!

Der Widerstand gegen den Faschismus, das Ringen um nationale Selbstbestimmung, geht weiter. Millionen Menschen in allen Ländern teilen die Hoffnung auf eine gerechte sozialistische Weltordnung. Deutschland und Europa sind da keine Ausnahme.

Vera Butler, Melbourne


Zum Klassencharakter der aktuellen Protestbewegungen

Andrea Schön: Die Kommunisten müssen den Kampf um's Teewasser führen!

Agenda 2010, Hartz IV, 40-Stunden-Woche und kein Ende absehbar ... Der soziale Kahlschlag wird massiv vorangetrieben, begleitet, aber nicht aufgehalten von einer zunehmenden Protestbewegung. Wer oder was ist diese Protestbewegung? Hierzu soll im folgenden eine grobe Einschätzung gegeben werden, die bewusst nicht unmittelbar handlungsrelevante Differenzierungen außen vor lässt.

Danach ist die "Bewegung" nach ihrem Klassencharakter in drei sich zunehmend gegenseitig durchdringende Hauptbestandteile zu unterteilen:

1. Die sog. globalisierungskritische Bewegung

Diese Bewegung ist in den neunziger Jahren als Antwort auf die sogenannte Globalisierung (d.h. die Wiederherstellung des Status quo ante, der imperialistischen Weltordnung wie vor der Oktoberrevolution) entstanden. Kristallisationspunkte waren u.a. das Weltsozialforum (Sao Paolo) und die G7/8-Gegengipfel (Seattle, Prag) etc., bei denen die Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Entwicklung des Kapitalismus in vielfältiger Weise zum Ausdruck kam. "Bunt und ideologiefrei" diagnostizierten FAZ und Co., und man kann/muss davon ausgehen, dass die Bourgeoisie im eigenen Interesse über eine durchaus wirksame Seismographie zur Feststellung antikapitalistischer Beben verfügt.

So finden sich in den zahlreichen Publikationen rund um die "Antiglobi"-Bewegung Kritik am – in wahlloser Reihenfolge – "entfesselten", "globalisierten", "neoliberalen" "Turbo"-Kapita-lismus, selten aber eine Kritik am Kapitalismus selbst. Gegenwärtige Erscheinungsformen werden bekämpft, nicht das Wesen dieser Gesellschaftsordnung. So nimmt es kaum Wunder, dass diese Bewegung maßgeblich von einer ursprünglichen 1-Punkt-Bewegung (zur Einführung der sog. Tobin-Steuer), Attac, getragen wird. Die Ideologie"freiheit" zeigt sich bei dieser Bewegung in Form und Inhalt gleichermaßen: Mit der %-Fahne eher an marktschreierische Rabattaktionen des Einzelhandels erinnernd, zieht sie gegen "unproduktive Spekulation" zu Felde und enthüllt, wie wenig sie von den ökonomischen Gesetzen des Kapitalismus begreift. Die implizite Unterscheidung von "raffendem" und "schaffendem" Kapital rief beinahe naturgemäß sogenannte antideutsche Kräfte auf den Plan, die darin die Ausgeburt einer antisemitisch-antiamerikanischen Projektion in Form des "Wall-Street-Juden" entdecken. Die Antagonisierung findet statt, bevor/ohne dass sich die Kontrahenten über den zugrunde liegenden gemeinsamen Gegenstand verständigt hätten: die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit mit der Arbeit als einziger Quelle des Wertes und damit auch des Profits in all seinen Formen (einschließlich der "Spekulations"gewinne).

Zwischenzeitlich hat sich die Bewegung um Attac dahingehend verbreitert, dass insbesondere in den kapitalistischen Zentren neben einem Europäischen Sozialforum regionale und lokale Sozialforen insbesondere gegen Sozialabbau entstanden sind, die sich zunehmend untereinander vernetzen. Der soziale Träger, sprich die Klasse, aus der sich die Bewegung maßgeblich rekrutiert, ist das demokratische intellektuelle Kleinbürgertum – Gymnasiasten und Studenten, Kopfarbeiter insbesondere aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich, Lehrer, Soz.päds etc., d.h. durchaus vergleichbar mit der Anti-AKW- und Bürgerbewegung Ende der siebziger Jahre, aus der sich die Partei der Grünen maßgeblich rekrutiert hatte. Sie wollen in erster Linie eine "Bändigung" des Kapitalismus, einen "gerechteren" Welthandel, eine "gerechtere" Einkommensverteilung und Besteuerung, einen wirksamen Klimaschutz und multikulturelle Toleranz.

2. Linke Gewerkschaftsnetzwerke und Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit

Gegen den Sozialpartnerschaftskurs der Gewerkschaften bilden sich verschiedentlich bereits seit den siebziger Jahren linke, "kritische" Gewerkschaftsnetzwerke heraus, die zum einen von enttäuschten, linkssozialistischen bis linkssektiererischen Gewerkschaftern entwickelt wurden und denen sich durchaus angesichts schwindender Gegenmacht der Gewerkschaftsspitzen zunehmend progressive Funktionäre der mittleren Ebene anschließen. Es handelt sich um ein sehr breites und buntscheckiges Spektrum, das sich um Publikationsnetzwerke wie "labournet" und "Express" gruppiert und in den unterschiedlichsten Basisorganisationen auf betrieblicher Ebene außerhalb des Gewerkschaftsapparates organisiert ist (Koordination in der Autoindustrie, Bayer-Coordination, oppositionelle Betriebsratslisten etc.). Dieses Spektrum versteht sich als klassenkämpferisch und kapitalismuskritisch, ohne marxistisch-leninistisch zu sein. Das hängt mit dem kleinbürgerlichen Radikalismus zusammen, der die wesentliche gemeinsame Klammer bildet, der die "Selbst-" und "Basisorganisation" der Arbeiterschaft propagiert und mehrheitlich gewerkschaftskritisch bis antagonisierend gewerkschaftsfeindlich auftritt und im letzteren Fall trotz eines augenscheinlich progressiven Impetus objektiv in die Hände jener Kapitalfraktion arbeitet, die ebenfalls an der Zerschlagung der Gewerkschaften interessiert ist. In jedem Fall verharren diese Gruppierungen im gewerkschaftskritischen Milieu bzw. Diskurs, ohne alternative schlagkräftige Organisationen der Arbeiterklasse als wirksame eigenständige Macht aufbauen zu können bzw. zu wollen.

Daneben existiert um die Memorandum-Gruppe, die Zeitschrift "Sozialismus" etc. ein reformistisch-sozialdemokratisches Spektrum, das in erster Linie nach Gestaltungs-möglichkeiten im Rahmen des bestehenden Systems sucht, d.h. die Systemgrenzen allenfalls im Diskurs überschreitet bzw. für überschreitbar hält. Maßgeblich aus diesen Kreisen entwickelte sich die sog. Wahlalternative für soziale Gerechtigkeit als selbsternannte "Bewegungspartei", die "unter den gegebenen Verhältnissen" eine – parlamentarische – Oppositionspartei sein will. Sie stößt damit in das Vakuum, das die Sozialdemokratie durch ihren vollständigen Übertritt auf die Seite der Bourgeoisie und deren Interessenvertretung hinterlassen hat. Auch diese Entwicklung hat ihre historische Parallele – in der USPD als der Partei des organisierten Zentrismus (weder sozialdemokratisch noch kommunistisch, sondern versöhnlerisch zwischen beidem schwankend), als Reaktion auf eine Sozialdemokratie, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs offen auf die Seite des deutschen Imperialismus und in der Novemberrevolution auf die Seite der Konterrevolution übergegangen war, wobei bislang unklar ist, ob diese "Wiederholung" der Geschichte die Form der Farce annehmen wird.

Diese "Bewegung" wird maßgeblich von progressiven Vertretern der Arbeiteraristokratie und hiervon insbesondere ihrem bürokratischen (d.h. von Lohnarbeit freigestellten) Teil rekrutiert. Ihr vorrangiges Ziel ist der "Erhalt des Sozialstaats", d.h. die Besitzstandswahrung der privilegierten Lohnarbeiter und Kleinbürger, die durchaus auch über Kleineigentum und Ersparnisse verfügen, demnach etwas zu verlieren haben. An dieser Stelle sind zwei Tendenzen auszumachen: eine progressive, die den Preis der Ware Arbeitskraft gegen die Angriffe des Kapitals und seiner Versuche des Dumpings unter die Reproduktionskosten verteidigt, und eine sozialchauvinistisch-reaktionäre, die den Kampf um den "Standort Deutschland" als potenter Konkurrent auf dem Weltmarkt sowie den Kampf um die "Stärkung des Binnenmarktes" im klassenübergreifenden Interesse der Verbraucher wie der Unternehmer (mit)propagiert. "Linksradikale" Kritik und Vertreter werden dabei in aller Offenheit ausgegrenzt.

Wir haben es also bei dieser aus der traditionellen Arbeiterbewegung entspringenden Bewegung mit linksradikal-außerparlamentarischen Strömungen zu tun, die in erster Linie den Kampfplatz im Betrieb wahrnehmen, und mit einer reformistisch-sozialdemokratischen Strömung, die in den Parlamenten ihren "Kampfplatz" sucht.

3. Montagsdemonstrationen

Als dritte "Bewegung", obwohl inzwischen von den beiden ersten getragen und dominiert, lassen sich die Montagsdemonstrationen charakterisieren. Entstanden aus spontaner Wut der Bevölkerung insbesondere in Ostdeutschland angesichts "Hartz IV", erhielten sie zunächst Zulauf von all jenen aus dem Lohnarbeitsverhältnis Hinausgedrängten, den (Früh-)Rentnern, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern, den Präkarisierten und Marginalisierten, kurz der Reservearmee. Die Form des Protests knüpfte an die "Montagsdemonstrationen" zum Sturz der SED und schließlich der DDR an, um ziemlich bald feststellen zu müssen, dass eine vom Imperialismus unterstützte und geschürte "Revolution" (also eine Konterrevolution) wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist als die erfolgreiche Bekämpfung eines bürgerlich-kapitalistischen Regimes. Schnell fanden sich auch selbsternannte Führer, insbesondere die MLPD und diverse trotzkistische Gruppierungen (Linkswende, SAV), die mit sektiererischem Auftreten und ideologischem Wirrwarr alsbald Spaltung und Konfusion in die Bewegung hineintrugen und immer noch –tragen. Diese werden allerdings von den Vertretern der Arbeiteraristokratie ebenso wirksam isoliert wie von Vertretern des reformistischen Kleinbürgertums zumindest aktiv konterkariert, so dass sich in diesem Umfeld marxistisch-leninistische Positionen gleichermaßen gegen links- wie rechtsopportunistische Hauptströmungen behaupten müssen, ähnlich übrigens wie in den unter 2. genannten Bewegungen.

Positionierung der Kommunisten

Hauptkennzeichen aller genannten Bewegungen ist ihre Führungsunfähig- bzw. –unwilligkeit im Hinblick auf die Arbeiterklasse, ihre Interessen bzw. langfristigen Perspektiven. Jene Kräfte, die sich zum Teil aus der DKP, zum Teil aus anderen sich als kommunistisch verstehenden Formationen rekrutieren, fehlt in aller Deutlichkeit eine - vor allem auch gemeinsame - Strategie, die sie in die Lage versetzen würde, die tatsächliche und dringend benötigte Führung der in Bewegung geratenden Arbeiterklasse zu übernehmen.

Diese ist nicht nur – wie oben dargestellt – an ihren oberen und unteren sozialen Rändern in Bewegung geraten, sondern beginnt, sich vor allem in jenen Branchen und Betrieben zu bewegen, wo sie unmittelbar und existentiell angegriffen wird – Daimler, Opel, VW. Bei diesen Arbeitskämpfen, insbesondere beim Kampf um den Erhalt des Standorts Opel Bochum, zeigte sich auch vermehrt und deutlich die Bereitschaft, an der Betriebsrats- und Gewerkschaftsführung vorbei den Kampf zu beginnen (wenn auch noch nicht, ihn bis zum Ende durchzufechten).

Gerade in Abwesenheit einer Strategie seitens einer durch langjährige Sozialpartnerschaft geprägten Gewerkschaftsbürokratie, einer linkssektiererisch bis rechtsopportunistisch zersplitterten "Gegen"bewegung und - keineswegs zu vergessen und zu vernachlässigen! - angesichts einer zunehmenden Rechtsentwicklung, wie sie nicht nur in den Wahlerfolgen von NPD und DVU, sondern insbesondere im erschreckend dreisten und sozialdemagogischen Auftreten ("Schnauze voll!") faschistischer Gruppierungen auf den Montagsdemonstrationen bzw. Demonstrationen gegen Sozialabbau zum Ausdruck kommt, ist eine solche Führung jetzt und heute unerlässlich.

Der Kampf um Sozialismus muss sich dabei mehr denn je als ein Kampf "um's Teewasser" bewähren, bei denen Kommunisten als die aktivsten, fortgeschrittensten und glaubwürdigsten Interessenvertreter der Arbeiterklasse auftreten – auch wenn (noch) nicht in einer gemeinsamen kommunistischen Partei organisiert. Denn bei der derzeitigen Brutalität des Klassenkampfes ("von oben"), geschuldet der Brutalität imperialistischer Konkurrenz zwischen den Monopolen und zwischen den imperialistischen Hauptländern, führt jede Forderung gegen das Kapital, sogar die defensivste, an die Grenzen des Systems heran. Dieser Kampf bedarf einer kommunistischen Avantgarde, die die Interessen der Arbeiterklasse am konsequentesten zu vertreten weiß und die gesellschaftliche Perspektive der Bezwingung des Kapitals zugunsten einer sozialistischen Produktionsweise aufzeigen kann.

Dies geht aber nicht voraussetzungslos, wie einige kommunistische Sekten dies im Hauruckverfahren immer wieder tun: die Macht der Arbeiter beschwören, den Beginn der Weltrevolution mit einer Betriebsbesetzung, die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats etc. etc. Dies ist nur möglich, indem man die tendenziell zunehmend kampfbereite, aber schwankende und wenig geschulte bzw. kampferprobte Arbeiterschaft um zunächst defensive, einfache Forderungen um sich schart, was erste, breit angelegte Mobilisierungsschritte ermöglicht.

Entscheidend dabei wäre und ist, dass sich Kommunisten aller Formationen zusammenschließen um solche nächstliegenden Forderungen, die die fortschrittlichsten und bewusstesten Arbeiter aufgreifen und in die diversen Bewegungen und Gremien, insbesondere in die Gewerkschaften und Vertrauensleutekörper, hineintragen (d.h. Vermeidung jeder Antagonisierung gegen die Gewerkschaften!). Dieser Prozess müsste ohne Rücksicht auf organisationsegoistische Interessen und Befindlichkeiten im übergeordneten historischen Interesse beginnen, jetzt, sofort, ohne Aufschub.

Nächstliegende Forderungen könnten sein:

- Agitatorische Defensivforderungen wie "Keine Stunde mehr, keinen Cent weniger für dieses System!" (gegen jede weitere unbezahlte Mehrarbeit – egal in welcher Form, ob Überstunden, Arbeitszeitverlängerung oder –verkürzung ohne Lohnausgleich etc.).

- Mittelfristige strategische Forderungen wären z.B. eine Kampagne zur gesetzlichen Festlegung eines Mindestlohns und einer gesetzlichen Existenzsicherung (Abschaffung von Hartz IV und jeglicher Bedarfsprüfung, Abschaffung des Arbeitszwangs/1 €-Jobs); gesetzliche Fixierung der 35-Stunden-Woche.

- Schließlich: Eine Zusammenführung aufbrechender Standortkämpfe müsste in Angriff genommen werden, oder wie es ein Daimler-Kollege aus Stuttgart in einer Solidaritätserklärung an die Kollegen in Bochum formulierte: "Die beste Antwort auf diesen Generalangriff der Arbeitgeber wäre nämlich eine Generalmobilmachung aller 'angegriffenen' Belegschaften."

Die wichtigsten politischen Kampfziele neben den explizit erhobenen sind dabei: Stärkung des Klassenbewusstseins und der Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse; Herstellung der Einheit der Klasse gegen klassenspalterisches Reformisten- sowie Sektierertum und gegen weitere Angriffe der Bourgeoisie; Zusammenführung der Kämpfe der aktiven und der erzwungen passiven Lohnarbeiter (Reservearmee). Dieser Verständigungsprozess muss beginnen: jetzt, sofort, ohne Aufschub. Andrea Schön, Essen


Wissen ist Macht

Redaktion Offensiv: Bildungsprogramm

Es ist eine „alte" Tradition der revolutionären Arbeiterbewegung, sich durch organisierte Bildungs- und Informationsarbeit in die Lage zu versetzen, die Welt zu verstehen, um sie zu verändern. Nach dem – zeitweiligen – Sieg der Konterrevolution in den sozialistischen Ländern, für den die Entwicklung des Revisionismus in der kommunistischen Weltbewegung eine entscheidende Voraussetzung war, ist eine marxistisch-leninistische Bildungs- und Informationsarbeit integraler Bestandteil aller Bestrebungen des Wiederaufbaus der kommunistischen Bewegung und im imperialistischen Deutschland der Schaffung einer starken, einheitlichen Kommunistischen Partei. Marxistisch-leninistische Bildungs- und Informations-arbeit ist damit zugleich eine Waffe gegen den Revisionismus in all seinen Spielarten. Ohne Zurückdrängung und Zerschlagung des Revisionismus wird es unmöglich sein, die kommu-nistische Bewegung wieder aufzubauen.

Daher haben wir uns entschlossen, unseren Leserinnen und Lesern ein Veranstaltungsangebot zu machen, das, so meinen wir, recht flexibel lokal und regional organisiert und umgesetzt werden kann. Zentrale Kosten entstehen dabei nicht. Für die Umsetzung sind die Genossinnen und Genossen selbst verantwortlich und anfallende Fahrtkosten der/des Referenten können vor allem dann, wenn sich mehrere Gruppen in einer Region zusammentun, sehr gering gehalten werden. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall! Deshalb wendet Euch bitte bei Interesse an uns, die Redaktion „Offensiv", Frank Flegel, Egerweg 8, 30559 Hannover, Tel&Fax: 0511-5294782, Mail: redaktion@offen-siv.net.

Unser Veranstaltungsangebot:

1. Imperialismus und „Neue Weltordnung"

a) Brennpunkte imperialistischer Aggression und antiimperialistischer Widerstand

- Irak – Besetzung und wachsender Widerstand

- Afghanistan – zum Protektorat degradiert

- Venezuela – Skizzen einer national-demokratischen Revolution im Widerstand gegen den Imperialismus

- Kolumbien – ein herausragendes Beispiel für anhaltenden revolutionären Kampf

- Cuba – der Sozialismus verteidigt sich gegen Embargo und anhaltende imperialistische Destabilisierungsstrategien

b) Strategien und Entwicklungstendenzen des Imperialismus

- Ist Lenins Imperialismustheorie noch aktuell?

- Zur Entwicklung und Strategie des US-Imperialismus

- Der Hauptfeind steht im eigenen Land! Zur Entwicklung des deutschen Imperialismus

2. Gegen Revisionismus und Konterrevolution – für die Verteidigung des Marxismus-Leninismus

- Imperialistische Diversionsstrategien gegen die DDR

- Situation und Entwicklung der kommunistischen Bewegung vor dem Hintergrund des zeitweiligen Sieges der Konterrevolution und des Revisionismus

Redaktion Offensiv, Hannover


Irak

Internationale Irak-Konferenz

 

INTERNATIONALE IRAK-KONFERENZ ÜBER BESATZUNG, WIDERSTAND UND INTERNATIONALE SOLIDARITÄT

am Samstag, den 12. März 2005, von 11 bis 17 Uhr im Henrik-Kraemer-Haus, Lindenstraße 85, 10969 Berlin (U-1 oder U-6 bis Hallesches Tor oder Bus-129 bis Kochstraße/Ecke Lindenstraße)

Programm (vorläufig nach derzeitigem Diskussionsstand der Vorbereitungsgruppe):

Zur Einführung: Referat zur aktuellen Phase des Krieges (Besatzungspolitik der USA und ihre sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen, Legitimität des Widerstands)

Panel I: Besatzung und Interessen imperialer Mächte (Ziele der USA und ihrer europäischen Verbündeten und Israel, Deutschland zwischen Ablehnung und Unterstützung der Intervention)

Panel II: Der irakische Widerstand (Politische und militärische Kräfte, Aktionsformen, Koordinationsstrukturen, programmatische Vorstellungen, Lage der Frauen und ihre Rolle im Widerstand, Einfluss des Islam, Hintergründe terroristischer Anschläge auf Zivilisten, Entführungen etc. und Reaktionen hierauf; Auswirkungen auf die Region und weltweit)

Panel III: Möglichkeiten der Internationalen Solidarität (Erfahrungen international, insbesondere in Großbritannien, Unterstützung von Deserteuren; Aufgaben der Antikriegsbewegung in Deutschland – gegen deutsche Komplizenschaft mit der Besatzung, gegen Desinformation, Diskriminierung von Immigrantinnen und Immigranten)

Themenspezifische Arbeitsgruppen, voraussichtlich zwischen Panel II und III.

 

Beim ersten Vorbereitungstreffen in Frankfurt am 28. November 2004 waren Aktive aus folgenden Organisationen und Gruppen vertreten: Initiativ e.V., Vereinigung für Internationale Solidarität e.V., Bonner Arbeitskreis für internationale Solidarität, Irak-Tribunal-Initiative, Deutscher Freidenkerverband e.V., SDAJ, Thüringische Friedenskoordination, Sedunia / Initiative für Internationale Politik, Gruppe Internationale Solidarität (Magdeburg), Gruppe Neue Einheit, Linksruck, Attac Deutschland / AG Globalisierung und Krieg, IKP, PDS, DKP, Europäisches Friedensforum, Antiimperialistische Koordination, AGIF Deutschland / Immigranten-Arbeiter-Föderation, Young Struggle.

 

Weitere Organisationen und Gruppen sind als Mitveranstalter erwünscht. Interessenten melden sich bitte per E-Mail an info@freeiraq.de.

 

Mit internationalistischen Grüßen, Klaus von Raussendorff, Bonn


 

Joachim Guilliard: Irak – Besatzungsherrschaft, Widerstand und die Rolle der irakischen KP

Anmerkungen zu Heinz Stehr: „Zur politischen Situation im Irak", UZ vom 12. November 2004

Heinz Stehr und die UZ fanden es nötig, zu einem Zeitpunkt eine Unterstützungserklärung für die irakische KP abzugeben, als die USA mit ihrem seit langem vorbereiten Großangriff auf Falluja begannen, einer brutalen Strafaktion gegen eine ganze Stadt, die viele Beobachter an Hue, Algiers oder Guernica erinnerte.

Die Interimsregierung unterstützt die erneute Eskalation des Krieges und offensichtlich tut dies auch die IKP. Zumindest haben sich ihre Vertreter nicht davon distanziert – im Gegensatz zur „Islamischen Partei", die aus Protest aus dieser „Regierung" austrat und erklärte: „Wir können nicht Teil dieses Angriffs sein".

Dennoch behauptet Heinz Stehr es gebe keine fundierte Kritik an der Politik der KP Irak, die begründete Zweifel an ihrem Wirken rechtfertigen würden.

Da in der UZ bisher tatsächlich wenig Kritik und Zweifel an der Politik der IKP zu finden war, möchte ich auf einige Punkte etwas ausführlicher eingehen. Ich werde mich dabei stark auf Stellungnahmen der „Iraqi Democrats Against Occupation" (IDAO, http://www.idao.org/) stützen, die die Behauptung, es gäbe keine fundierte Kritik an der IKP, schon lange Lügen strafen.

Es geht bei dieser Kritik keineswegs darum, wie von DKP-Seite oft unterstellt, dass die IKP den bewaffneten Widerstand nicht unterstützen möchte. Sie entzündet sich vielmehr an vielen ganz konkreten Punkten ihrer praktischen Arbeit, die stark daran zweifeln lassen, ob die Selbstdarstellung der Partei mit der tatsächlich verfolgten Agenda übereinstimmt.

Es geht hier auch nicht um eine nebensächliche Debatte über unterschiedliche Ansichten. Schließlich nutzen die IKP und ihre Gewerkschaft IFTU geschickt ihren Einfluss, um die Stimmung und parlamentarische Mehrheiten in den kriegführenden Länder zu beeinflussen. Z.B. gelang es IFTU/ IKP-Leuten, die Gewerkschaftsvertreter auf dem britischen Labor-Parteitag zu einem Votum gegen die Forderung nach einen Rückzug britischer Truppen zu bewegen – entgegen eindeutiger Beschlüsse in diesen Gewerkschaften.

Der Kampf gegen den Krieg der USA hatte für die IKP nie oberste Priorität

Die IKP „war gegen den Krieg der USA und Verbündeter" schreibt Heinz Stehr. Das mag zwar sein, Priorität hatte dies aber nie. Ihr Slogan vor dem Krieg war „Nein zum Krieg, nein zu Saddams Diktatur". Ihr Engagement konzentrierte sich aber ausschließlich auf dessen zweite Hälfte. Und sie arbeitete dabei sehr wohl auch schon vor Kriegsbeginn mit irakischen Bündnispartnern der USA zusammen, insbesondere mit den beiden kurdischen Parteien, PUK und KDP.

Von einer kommunistischen Partei mit antiimperialistischem Anspruch hätte man erwarten können, dass sie die Verteidigung der Interessen der irakischen Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt und einen klaren Blick für die Ziele der Aggressoren behält. Im Fall der US-Regierung waren sie ja nun wirklich kein Geheimnis. Das hätte aber bedeuten müssen, dem Kampf gegen den Krieg völlige Priorität einzuräumen.

Nach Eintritt in den „Regierungsrat" isoliert

Wer gehofft hatte, die Partei würde wenigsten nach dem Sturz Saddam Husseins ihre Gegnerschaft zur US-Aggression deutlicher zum Ausdruck bringen und sich mit ihrem politischen Gewicht an die Spitze des (politischen) Widerstands gegen die Besatzung stellen, sah sich arg getäuscht. Nichts dergleichen geschah, stattdessen trat der Generalsekretär der Partei, Hamid Majid Mousa, in den von vom US-Statthalter Bremer zusammengestellten „Regierungsrat" (IGC) ein. „Obwohl von Leuten, die mit der Geschichte und den Manövern der Parteiführung vertraut waren, vorhergesehen, traf die Ankündigung einige Parteimitglieder, die ich in Bagdad letztes Jahr traf,, wie ein Schock", so Sami Ramadani (IDAO). „Von diesem Tag an wurde die Partei von den meisten Irakern als kollaborierende Kraft angesehen, deren Führer z.T. nun ihr Gehalt von der Besatzungsbehörde beziehen."

Statt kritischer Opposition, Beschönigen der Besatzungspolitik

Man hätte über die Beteiligung am IGC für sich alleine evtl. noch diskutieren können, auch wenn sich die IKP damit schon klar von allen politischen Kräften, die gegen die Besatzung waren, isolierte. Die überwiegende Mehrheit verweigert bis heute jegliche Mitarbeit in den von den Besatzern geschaffenen Gremien.

Die IKP nutzte ihre Mitgliedschaft im „Regierungsrat" und das daraus gewonnene Insiderwissen aber auch nicht etwa – wie mancher ihrer Anhänger vielleicht erhofft hatte – zur Aufdeckung der üblen Machenschaften der Besatzungsbehörde. Im Gegenteil, statt den Charakter der Besatzung zu entlarven, übt sie sich im Beschönigen der Besatzungspolitik und Verharmlosen der sozialen Folgen. „Die Partei, einst eine stolze Organisation, die in den 1950er und 1960er Jahren von Millionen von Irakern unterstützt worden war," wurde nun, so Ramadani „führend in der Kunst der Rechtfertigung" der Besatzung.

So preist die IKP z.B. den „Regierungsrat" als ein Gremium, das auf Druck der UNO geschaffen worden wäre, und allen „wichtigen politischen Parteien" Mitsprache eingeräumt hätte. Wer die Entstehung dieses Rates verfolgt hat, weiß, dass dies eine glatte Lüge ist. Bekanntlich waren die Mitglieder des Gremiums von Bremer handverlesen worden und hatte der Rat im wesentlichen die Aufgabe, der Besatzung ein irakischeres Gesicht zu verpassen.

Nicht anders verhält es sich mit seiner Nachfolgerin, der Interimsregierung, die auch nicht, durch „Konsultationen zwischen den politischen Hauptkräften" entstand und ganz bestimmt nicht das Land „eigenständig regiert". Der Sondergesandte der UNO, Lakthar Brahimi hatte in der Tat geplant, eine Übergangsregierung auf breiter Basis und ohne die Organisationen im diskreditierten Regierungsrat zusammenzustellen. Er wurde völlig ausgebootet und in der Interimsregierung saßen am Ende im wesentlichen wieder nur die acht Organisationen, die schon den Regierungsrat dominierten. Auf Fragen, wie es denn zu dieser Neuauflage des diskreditierten Regierungsrat kommen konnte, hatte Brahimi frustriert geantwortet: „Bremer ist der Diktator, seine Unterschrift gilt" (siehe hierzu meine IMI-Studie „In Treibsand Iraks")

Heinz Stehr schreibt, die „Mitarbeit im Regierungsrat" sei „so lange sinnvoll, wie die Möglichkeit gewährleistet" sei, „im Bündnis mit anderen fortschrittlichen Kräften politische Ziele durchzusetzen."

Von welchen „fortschrittlichen Kräften" ist denn hier die Rede? Allawis INA und Chalabis INC können ja wohl kaum gemeint sein, ebenso wenig die islamistischen Parteien SCIRI, DAWA und die nun ausgetretene Islamische Partei. Bleiben noch PUK u. KDP, die in der Tat oft als Vertreter einer vermeintlich weit entwickelten Demokratie in den kurdischen Provinzen angesehen werden. Zu Unrecht, herrscht doch jede dieser Parteien jeweils alleine und ohne demokratische Kontrolle über ihren Teil des Autonomiegebiets.

Von einer Möglichkeit, fortschrittliche politische Ziele durchzusetzen, war bisher überhaupt nichts zu sehen. Nach wie vor werden die Lebensbedingungen von Hilfsorganisationen als katastrophal bezeichnet, in den meisten Bereichen sind sie schlimmer als vor der Invasion, d.h. unter Embargo.

Doch weder davon, noch von den vielen Verbrechen der Besatzer (auch jenseits militärischer Gewalt und Folter), erfährt man aus IKP-Texten etwas. Falls hier und da Kritik an den USA eingestreut wird, so bleibt sie immer schön abstrakt und allgemein. Das gilt auch für die wirtschaftliche Umgestaltung des Landes, obwohl auch ihr klar sein müsste, dass hier die Weichen auf lange Sicht gestellt werden sollen.

Ich kann dem DKP-Vorstand und der UZ-Redaktion nur empfehlen, sich hierzu einmal den Bericht des Center for Economic and Social Rights (CESR) vom Juni 2004, „Jenseits der Folter – Verstöße der USA gegen das Besatzungsrecht" anzusehen.

Unwahre Erfolgsmeldungen – der Widerstand, nicht der „Regierungsrat" hat US-Pläne ausgebremst

Es ist daher lächerlich, wenn die Partei behauptet, sie hätte via Regierungsrat Privatisierungsschritte verhindert. Die USA sind zwar tatsächlich bei ihren Privatisierungsbemühungen ziemlich stecken geblieben, aber sicherlich nicht wegen Bedenken im Regierungsrat. Ausgebremst wurde der schwer rückgängig zu machende Ausverkauf allein durch den Widerstand der Iraker – des bewaffneten, wie den der betroffenen Arbeiter (wobei dies z.T. auch ineinander überging), sowie der berechtigten Sorge, durch Entlassungen noch mehr Iraker in den bewaffneten Widerstand zu treiben.

In dem Maße wie deutlich wurde, dass die Übernahme des Landes nicht so glatt über die Bühne geht wie erhofft, zögerten die meisten Konzerne, mit eigenem Kapital einzusteigen. Da es immer unsicherer wurde, ob die USA das Land überhaupt dauerhaft unterwerfen können, mussten sie, angesichts der Völkerrechtswidrigkeit der US-Eingriffe in die irakische Wirtschaft, zudem befürchten, dass alle diesbezüglichen Verträge von künftigen irakischen Regierungen annulliert werden.

Auch deswegen war es der USA wichtig, rasch eine international anerkannte Regierung zu installieren, die – unabhängig vom Rückhalt in der Bevölkerung – wirtschaftlichen Abkommen die nötige internationale Rechtsverbindlichkeit geben kann. Durch ihre Mitarbeit und ihr Bemühen diese Marionettenregierung aufzuwerten, unterstützt die IKP somit aktiv den Ausverkauf des Landes.

Als weitere Verdienste des Regierungsrats nennt Stehr, dass die Voraussetzungen für eine Sozialversicherung geschaffen worden wären und mit einem Verteilungssystem die Grundversorgung der Bevölkerung gewährleistet würde. Bekanntlich hatte bis zur US-Invasion – wenn auch im letzten Jahrzehnt durch das Embargo eingeschränkt – der Staat für die Bedürftigen gesorgt, lebensnotwendige Güter subventioniert und einen freien Zugang zur Gesundheitsversorgung und Bildung gewährleistet.

Das zu Recht gelobte Verteilungssystem wurde nicht von den Besatzern, sondern vor 8 Jahren im Rahmen des Oil- for-food-Programms von der alten Regierung in Zusammenarbeit mit der UNO geschaffen. Bremers Programme, die immer noch in Kraft sind, sehen dagegen eine schrittweise Abschaffung aller Subventionen vor. Es war unter den aktuellen Bedingungen bisher nur noch nicht opportun, den Widerstand durch den Abbau dieser Hilfen, von denen 80% der Bevölkerung abhängig sind, noch weiter anzufachen.

Eine grobe Verarschung ist die Behauptung „die Arbeitslosigkeit hätte „in den letzten Monaten von 52 auf 26 Prozent halbiert werden" können. Alle Schätzungen unabhängiger Hilfsorganisationen gehen von einer Arbeitslosigkeit von 60-70% aus.

Die Übergangsverfassung sei eine der fortschrittlichsten im Nahen Osten, heißt es weiter. Tatsächlich enthält sie einen schön zu lesenden Katalog bürgerlicher Grundrechte. Marxisten sollte es aber eigentlich auffallen, dass sie bzgl. sozialer Rechte stark hinter ihre Vorgängerin zurückfällt und alle Schranken beseitigt, die einer neoliberale Umgestaltung im Wege stehen könnten. Zudem können viele Rechte, insbesondere die der Frauen rasch in Konflikt mit dem Passus in der Verfassung geraten, der die Vereinbarkeit aller Gesetze mit islamischem Recht verlangt (mehr hierzu in „Im Treibsand Irak").

Sofort in Konflikt gerieten die bürgerlichen Rechte aber mit der Realität einer nur leicht getarnten Besatzungsherrschaft – nur wenige Monate nach Inkrafttreten dieser „Verfassung" sind die wesentlichen Grundrechte bereits durch Kriegsrecht außer Kraft gesetzt.

Schaut man sich die Statements der IKP und ihrer Gewerkschaft IFTU an, so sind sie geradezu irreal, schreibt Ramadani: kein Krieg, keine Besatzung, keine Folterung und Ermordung von Arbeitern, keine Privatisierung, kein Ausverkauf irakischer Wirtschaftsgüter an britische und US-Konzerne, keine Reaktivierung von Husseins 1987er Gewerkschafts- und Streikverboten, keine US-Bombardierungen von Arbeitervierteln, keine Opfer von Verstrahlung durch Uranmunition, keine Kinder die an wassergestützten Krankheiten sterben, verursacht durch ungeklärte Abwässer und mangelhafte Trinkwasserversorgung, weil es die größte Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt nicht schafft, hier wenigsten den Vorkriegszustand wiederherzustellen.

Wirklich verurteilt wird allein der Terror des Widerstands, und dies in den selben Worten wie die Besatzer. Auf der englischsprachigen Homepage der Partei findet man beispielsweise fünf heftige Verurteilungen von Gewaltakten, kein einziges Mal handelt es sich dabei um Terrorschläge der US-Truppen.

Diese Haltung hat natürlich Konsequenzen. Die traditionsreiche KP des Irak hat im Land mittlerweile kaum noch eine Basis, da können auch 85 (womöglich fremdfinanzierte) Parteibüros nicht darüber hinwegtäuschen. In den diversen Umfragen, die sich nach den Sympathien für irakische Gruppen und Persönlichkeiten erkundigten, wurde die IKP nie erwähnt. Während z.B. sogar in einer Umfrage der Besatzungsbehörde im Juni 2004 Ayatollah Al Sistani und Mukhtada Al Sadr mit 70 bzw. 67% an der Spitze lagen und die Führer von PUK und KDP, Talabani und Barzani mit 21 bzw. 19% immerhin in etwa den Prozentsatz des kurdischen Bevölkerungsanteils erreichten, sucht man IKP-Vertreter vergebens.

Das Hauptengagement richtet sich gegen den Widerstand

Die USA streben die dauerhafte Besetzung des Landes an, schreibt Stehr richtig. Dazu wie die IKP dem nun entgegentreten will, schweigt er, wie auch die Partei. Sie sieht nur „aus nachvollziehbaren Gründen keinerlei Gemeinsamkeiten mit jenen Kräften, die bewaffnete Aktionen durchführen," meint Stehr und beschreibt diese Kräfte unter Verwendung der aus der US-Propaganda bekannten Stereotypen: „Reste der Diktatur", „ausländische Kämpfer", „Islamisten". Auf hinterhältige Weise werden zudem die Gräueltaten einzelner, recht dubioser Gruppierungen und deren finstere Selbstdarstellung im Internet hervorgehoben und mit dem gesamten Widerstand gleichgesetzt.

Dabei ist es mittlerweile völlig offensichtlich, dass der Widerstand wesentlich breiter ist und von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt wird. Auch eine Reihe kommunistischer Gruppen, die sich von der IKP getrennt haben, sind darunter

Nicht nur die IKP verurteilt „menschenverachtende Aktionen" gegen Zivilisten und „nationale oder religiöse Minderheiten." Es wird nur von ihr, wie den westlichen Medien völlig unterschlagen, dass auch die wichtigsten Widerstandsorganisationen diese immer wieder verurteilten und dabei klarstellten, dass auch aus ihrer Sicht, diese objektiv nur der Besatzungsmacht nützen. Sie haben mit diesen Aktionen auch nicht mehr zu tun als die IKP.

Wie leicht zu überprüfen ist, richtet sich der überwiegende Teil der Guerillaaktivitäten unmittelbar gegen die Besatzungstruppen und ihre irakischen Hilfstruppen. Im August beispielsweise wurden 2.700 Angriffe auf Besatzungstruppen registriert, gleichzeitig gab es nur sechs Terroraktionen, allerdings besonders grausame, die Al Zarkawi zugeschrieben wurden und die auch, wie gewohnt, die Fernsehnachrichten und Schlagzeilen dominierten.

„Gerade so, wie die 25 Millionen Einwohner Iraks in der öffentlichen Meinung auf die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen reduziert wurden," schreibt Ramadani, „wird nun der Widerstand mit Hilfe von IKP und IFTU auf einen einzigen Gangster mit Namen Zarqawi reduziert".

Viele dieser Gräueltaten, zu denen sich angeblich ein Al Zarkawi oder neu auftretende Gruppierungen bekennen, geschehen zudem oft zu einem für die Besatzer so günstigen Zeitpunkt, dass es nicht nur vielen Irakern schwerfällt, zu glauben, dass hier nur fanatische Fundamentalisten am Werk sein sollen. Auffällig ist auch, dass diese Anschläge sich praktisch nie gegen die Besatzer selbst richten.

Unabhängig davon, herrscht nach dem von den USA gezielt herbeigeführten staatlichen Zusammenbruch, eine derartige Gesetzlosigkeit im Land, dass Kriminelle nahezu ungestört ihr Unwesen treiben können. Gleichzeitig gibt es eine Fülle frei zugänglicher Waffen. Die Durchführung von Anschlägen auf zivile Ziele erfordert daher keinen größeren Organisationsgrad, sodass jede Handvoll krimineller oder fanatischer Elemente als Widerstandsorganisation ihr Unwesen treiben kann, ebenso natürlich Menschen, die durch selbsterlebte Brutalität der Besatzer, in blinden Hass getrieben wurden.

Man kann sicherlich aktuell vom irakischen Widerstand noch nicht erwarten, dass er solche terroristischen und für die irakische Sache kontraproduktiven Aktionen selbst unterbinden kann.

Verlangen kann man, dass sich auch Widerstandsgruppen an die internationalen Normen halten. Was die Verhältnismäßigkeit von Aktionen und die Rücksicht auf Unbeteiligte angeht, so gibt es hier –wie früher auch bei anderen Befreiungsbewegung – tatsächlich viel Grund zur Kritik. Nicht vergessen darf man aber, dass die überwiegende Mehrheit derer, die getötet, von Bomben nicht nur geköpft, sondern in Stücke gerissen, gefangen gehalten und gequält werden, Opfer der Besatzungstruppen wurden.

Was die Herkunft der Kämpfer angeht, so konnte man in Falludscha erneut sehen, dass sie überwiegend aus der Gegend kommen, in denen sie kämpfen. Das Märchen von der großen Zahl ausländischer, fundamentalistischer Kämpfer und Terrorgruppen wurde selbst durch Berichte der US-Armee immer wieder als Propaganda entlarvt. Die meisten ausländischen Militanten dürften sich rein aus Solidarität bei befreundeten Organisationen eingegliedert haben.

Auch in den aktuellen Aufstellungen über gefangene und getötete Kämpfer in Falluja (oder was sie als solche ausgibt), registrierte die US-Armee gerade mal 2% als Ausländer.

Im Irak, einem stark säkularisierten Land hat es bisher weder Terrorismus noch Fundamentalismus oder religiösen Extremismus gegeben. Wenn es nun zu einer zunehmenden Zahl solcher Erscheinungen kommt, so ist auch dies eine der vielen hässlichen Folgen der Invasion.

Richtig ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der bewaffneten Gruppierungen baathistisch ist. Es ist aber nicht korrekt Baathisten durchweg mit dem alten Regime gleichzusetzen. Schließlich hat sich Saddam Hussein nie vorrangig auf die Baath-Partei gestützt und die Zahl derer, die (noch) loyal zu Saddam Hussein stehen, wird als eher gering eingeschätzt. Und wie man ja auch den Stellungnahmen der IKP zum arabischen Sozialismus und der Baath-Partei entnehmen kann, aus der Zeit, als sie mit ihr in der Regierung war, kann der Baathismus an sich, nicht als reaktionäre Ideologie bezeichnet werden.

Warnung vor islamisch-fundamentalistischem Regime ist überwiegend Propaganda

Es ist auch nicht richtig, dass die maßgeblichen schiitische Kräfte ein „reaktionär-religiöses Gesellschaftskonzept ... ähnlich dem im Iran" anstreben würden. Zwei der reaktionärsten schiitischen Organisationen, SCIRI und DAWA sitzen ja aktuell mit der IKP zusammen in den Besatzergremien. Auch die anderen schiitischen Kräfte haben nie solche Absichten geäußert. Sie wären in einem Land mit einer starken säkularen Tradition, auch nicht durchsetzbar.

Wenn religiöse Organisationen mittlerweile ein Übergewicht im Irak haben, so liegt dies nicht zuletzt an der Schwäche der Linken. Und dazu hat die IKP einen guten Teil beigetragen. Ihr Übertritt ins pro-amerikanische Bündnis und die Verunsicherung vieler alter Sympathisanten hat ein großes Loch auf der Seite der Linken gerissen.

Häufig wird auf das Beispiel Iran zurückgegriffen, um Angst vor den islamischen Kräften im Widerstands zu schüren und für eine „neutrale" Haltung zwischen den als gleichrangig betrachteten Übeln US-Imperialismus und „islamischem Fundamentalismus" zu werben (so auch Ulrich Sander in der aktuellen Ausgabe der ZU). Die beiden Länder und die Ausgangssituationen lassen sich allerdings kaum miteinander zu vergleichen, insbesondere stand der Iran damals ja nicht unter direkter Besatzung.

Die Gefahr, dass ein Teil einer Bewegung nach einem Sieg die ganze Macht an sich zu reißen versucht, besteht an sich immer. Die Lehre aus dem Beispiel Iran kann aber nur sein, den damaligen Fehler der „Leichtgläubigkeit", wie es der iranische Genosse Gh. N. in seinem sehr klugen Leserbrief an die UZ nannte, nicht zu wiederholen, und keineswegs, neutral zu bleiben, oder gar ein Bündnis mit dem imperialistischen Aggressor einzugehen. Gh. N. zufolge, würden die iranischen Kommunisten auch heute, im Falle einer US-Aggression im Bündnis mit den Mullahs dagegen kämpfen.

Weder die IKP, noch Heinz Stehr oder Ulrich Sander scheinen zu realisieren, dass die realste Gefahr für eine brutale Diktatur von ihrem Bündnispartner Allawi droht. Sie können sicher sein, dass dieser sowenig Skrupel haben wird, wie seine Herren, sich der KP-Leute zu entledigen, falls es ihnen gelingt, den irakischen Widerstand zu brechen. Allawi präsentiert sich selbst gern in der Rolle des starken Mannes und zögert nicht, sein Image u.a. durch die eigenhändige Exekution von Gefangenen aufzupolieren. Auch in den großen bürgerlichen Medien, wie der New York Times, wurde ihm von vielen schon bescheinigt, das Zeug zu einem autoritären Herrscher zu haben, wie sie die USA ja schön häufig als Marionetten eingesetzt haben.

Unabhängig davon wie wir zu den diversen Kräften des bewaffneten, wie politischen Widerstands stehen, sie repräsentieren politisch ein breites Spektrum der irakischen Bevölkerung. Wer einen demokratischen Irak will, wird dies anerkennen müssen und darf nicht die Anstrengungen der USA und ihren Marionetten unterstützen, dem Land mit brutaler Gewalt ein pro-westliches Regime überzustülpen.

Die IKP ist auch Gegner des zivilen Widerstands

Indem die IKP dies tut stellt sie sich nicht nur gegen den bewaffneten Widerstand, sondern auch gegen den zivilen, d.h. gegen die Mehrheit der Bevölkerung, die Wahlen unter der Hoheit der USA ablehnen. Ein breites Spektrum irakischer Organisationen und Persönlichkeiten ist dabei, eine breite Einheitsbewegung gegen die Besatzung herzustellen. Sie haben sich im Dachverband „Nationaler Gründungskongress" (Iraqi National Foundation Congress INFC) zusammengeschlossen. Das Spektrum umfasst säkulare linke und patriotische Organisationen, schiitische, sunnitische und christliche, sowie auch kurdische und turkmenische. Mit dabei sind Menschenrechtsgruppen, Wissenschaftler, Gewerkschafter und Geistliche. Der INFC lehnt bewaffneten Widerstand nicht ab, da er das natürliche Recht eines jeden Volkes sei, will aber friedliche Mittel bevorzugen. Die Agenda der Mitglieder des INFC, unter ihnen viele langjährige Gegner Saddam Husseins, unterscheidet sich auch sonst fundamental von der der IKP. So fordern sie, wie schon unter der alten Regierung, einen „politischen Dialog, nationale Versöhnung und den Übergang zur Demokratie".

Aus dem INFC kamen auch schon mehrere Vorstöße zur Verhinderung einer weiteren Eskalation der Gewalt. So hatten sich INFC-Vertreter noch vor dem Angriff auf Falluja an die Besatzungsmacht gewandt und Vorschläge gemacht, wie die Gewalteskalation gestoppt und Wahlen durchgeführt werden könnten, die tatsächlich frei und fair sein würden.

Sie boten an, über ihren politischen Einfluss auf die wichtigsten Guerillaorganisationen, eine weitgehende Aussetzung von Widerstandsaktionen zu erreichen, wenn im Gegenzug die USA ihre Militäraktionen einstellen und durch eine Reihe von Änderungen im Wahlprozess faire Wahlen ermöglich würden. Gefordert wurde u.a. die Ersetzung der von den USA eingesetzten Wahlkommission durch eine unabhängige, eine internationale Überwachungskommission und Rückzug der Besatzungstruppen in ihre Basen spätestens einen Monat vor den Wahlen.

Anstatt diese nachvollziehbaren Vorschläge zu akzeptieren, ohne deren Erfüllung tatsächlich keine demokratischen Wahlen denkbar sind, ließen die Besatzer das Kriegsrecht verhängen. Statt einem Waffenstillstand erfolgte der Angriff auf Falluja. Da sich Kriegsrecht und freie Wahlen per so ausschließen, wird das geplante Theater nun vollends ad absurdum geführt. Ein großer Teil der irakischen Organisationen erklärte daraufhin ihren Boykott. Die IKP hingegen wird wohl wieder, wie bei der kuriosen „Nationalversammlung" im Sommer auf der pro-amerikanischen Einheitsliste antreten.

Internationale Bedeutung des Widerstands wird ausgeblendet

Völlig ausgeblendet wird bei Heinz Stehr die internationale Dimension dessen, was im Irak passiert – wenn nicht die IKP, so sollte sich doch der Vorstand der DKP darüber im klaren sein. Wäre die Mehrheit der Iraker der IKP gefolgt und würde geduldig innerhalb der Besatzungsstrukturen auf eine schrittweise Rückgabe von Souveränität hinarbeiten, so wäre der Irak schon lange kein Tagesthema mehr, dafür vielleicht schon eines der anderen Länder, die auf der Abschussliste stehen. Nicht nur Syrien, Iran und Nordkorea sind dem irakischen Widerstand dankbar, dass er einen großen Teil der militärischen Ressourcen der USA bindet und die weitreichenden aggressiven Pläne der Supermacht somit ausgebremst wurden. Auch die Genoss/innen aus Kuba und Venezuela berichten, dass sie dadurch etwas mehr Luft bekämen.

Die IKP hingegen stellt sich auch auf internationalem Parkett offen hinter den US-amerikanischen „Krieg gegen Terror". So versuchte der Generalsekretär der Partei auf der internationalen Irakkonferenz in Scharm el Scheich den zögerlichen Teil der Europäer dadurch für eine stärkere militärische Unterstützung der USA zu gewinnen, dass er den Irak zum Zentrum eines diffusen „internationalen Terrors" erklärte und davor warnte, dass die „Aktivitäten der Terroristen und Saboteure" nicht auf den Irak begrenzt blieben, sondern sich über die ganze Region ausbreiten würden.

Die IKP stünde mit dieser Position nicht weit von den neokonservativen Falken in der US-Regierungen, meinte hierzu der renommierte US-amerikanische Nahostexperte, Juan Cole. Indem sie sich im Gegensatz zu Frankreich auf der Konferenz gegen die Festlegung eines Termins für den Abzug der Besatzer aussprach, stehe die einst linke Partei politisch damit sogar noch rechts von den französischen Gaullisten.

Aufgabe der IKP ist die Desorientierung der internationalen Kritiker der US-Aggression

Die IKP ist nun natürlich besonders bemüht, ihr Image als Gegnerin von Krieg und Besatzung aufrecht zu erhalten um so weiterhin Einfluss auf die Haltung der Antikriegsbewegung, der Gewerkschaften, der Linken allg. in der Welt nehmen zu können. „Dies ist ihre Rolle und das ist der Grund warum CIA, Bremer und Allawi die IKP die ganze Zeit an Board all der von den USA eingesetzten Gremien behielten. Aus welchem Grund sollte die CIA dies sonst einer kleinen Organisation gestatten, die in keiner Meinungsumfrage seit Besatzungsbeginn jemals registriert wurde." Und aus welchem Grunde sollte die US-Administration, die bisher nicht durch eine pro-kommunistische Haltung auffiel, mit der IFTU ausgerechnet eine KP-geführte Gewerkschaft als einzige Arbeitervertretung anerkennen, wenn nicht in der Absicht dadurch in ihrem Sinne Einfluss auf die Arbeiterschaft nehmen zu können.

Die IKP und die IFTU waren in dieser Hinsicht bisher sehr effektiv, indem sie auch innerhalb der Linken die Illusion verbreiteten, dass die Besatzungsherrschaft an sich bereits beendet wäre und im Rahmen des von den USA konzipierten und kontrollierten „Übergangsprozess" ein demokratischer Staat entstehen auch die volle Souveränität erreicht werden könne. Die Präsenz der „Koalitionstruppen" erscheint so als notwendige Absicherung dieses Vorhabens. Die Iraker werden aufgefordert, sich in Geduld zu üben und sich innerhalb des von den Besatzern gesetzten Rahmens für ihre Rechte einzusetzen.

Doch gibt keinen Grund zur Annahme die USA würden wieder freiwillig von ihrer Beute ablassen, noch herrschen im Irak, Bedingungen, die ein geduldiges Abwarten erlauben würden. Sowohl die Gewalt der Besatzer als auch die Lebensbedingungen fordern täglich ihre Opfer und verschlechtert die Besatzungspolitik der USA die wirtschaftlichen und sozialen Ausgangsbedingungen für einen unabhängigen Staat.

Die USA versuchten von Anfang an, irakische Bevölkerungsgruppen gegeneinander zu hetzen. Dies ist ihnen bisher nicht gelungen, dennoch werden so Risse geschaffen und es wird nicht ohne gesellschaftliche Folgen bleiben, wenn die USA in ihrem Kampf gegen Widerstand irakische Hilfstruppen auf irakische Stadtviertel und Moscheen hetzen.

Es geht beim Kampf der Iraker daher nicht nur um abstrakte Werte, wie Nationalstolz, Menschenwürde und nationale Souveränität, sondern vor allem und ganz konkret gegen wachsende Not und die Zerstörung ihrer Zukunft.

Die Entscheidung, ob dieser Kampf bewaffnet oder ausschließlich mit zivilen Mitteln geführt werden sollte, ist nicht unsere Sache. Wo der Kampf gegen Kolonialismus, Besatzung und Fremdherrschaft erfolgreich war, lag es meist am Zusammenwirken ziviler und militärischer Bewegungen.

Wir können die Frage, ob wir militärische Widerstandsorganisationen unterstützen sollten, getrost noch offen lassen. Wir müssen aber akzeptieren, dass sich Teile der irakischen Opposition für einen bewaffneten Widerstand entschieden haben. Da die Gleichsetzung dieses Widerstands mit Terrorismus das zentrale Element in der US-Propaganda ist und auch in der BRD als Vorwand für die Unterstützung der Besatzungspolitik verwendet wird, ist es wichtig uns dieser Diskreditierung entgegenzustellen und das prinzipielle Recht der Iraker, sich auch militärischen Mitteln gegen die Invasoren zur Wehr zusetzen, zu verteidigen.

Genau dies tut die junge Welt regelmäßig, nicht nur durch den Kommentar von Rüdiger Göbel. Es ist üble Demagogie, wenn die Verteidiger der IKP nun in der neuen Ausgabe der UZ der jungen Welt und allen, die eine ähnliche Haltung einnehmen, zu unterstellen, sie wollten aus sicherer Distanz bis zum letzten Iraker kämpfen. Die Guerillagruppen haben den Kampf aufgenommen ohne unser Urteil abzuwarten und werden sich auch in Zukunft – so wenig wie früher die Vietnamesen – um unsere Meinung dazu kümmern.

Wenn wir der allgemeinen Gewalt im Irak etwas entgegensetzen möchten, so müssen wir den Druck auf die Aggressoren und ihre heimischen Helfern steigern, damit die Hauptursache der Gewalt, die Besatzung möglichst bald beendet wird.

Mit einem „Gut-Böse-Schema" hat dies nichts zu tun, sehr wohl aber mit der Frage, auf welche Seite man sich stellt.

Solange führende DKP-Mitglieder und die UZ-Redaktion die IKP dabei unterstützen, die Verlängerung der Besatzung und das militärische Vorgehen der USA gegen den Widerstand zu rechtfertigen, sind sie von einer„grundsätzlichen antiimperialistischen Solidarität mit dem irakischen Volk" jedenfalls weit entfernt.

 

Joachim Guilliard, Heidelberg


 

Zur Situation der KPÖ

Stamokap-Strömung in der Sozialistischen Jugend Österreich: Eine Einschätzung zum Zustand der KPÖ nach dem Linzer "Parteitag"

Am 4. und 5. Dezember 2004 fand in Linz der "33. Parteitag der KPÖ" statt. Diese Veranstaltung ist der vorläufige Abschluss einer Entwicklung in der KPÖ, die wir schon länger mit Verwunderung, aber auch mit schweren Bedenken mitverfolgen. Aus diesem Grund - und vor allem deshalb, weil es alle MarxistInnen angeht, wenn die zuletzt einzige marxistische Partei in Österreich folgenschwere Beschlüsse fasst - möchten wir einige Dinge zum Zustand der KPÖ anmerken.

Der angesprochene 33. Parteitag wurde gegen einen eindeutigen Beschluss des vorangegangenen 32. Parteitages nicht als Mitgliederparteitag, sondern als Delegiertenparteitag durchgeführt. Eine demokratiepolitische Farce eines "Bundesvorstandes", mit gerade einmal zwei verbliebenen vom letzten Parteitag gewählten Mitgliedern (Vorsitzender Walter Baier und Finanzreferent Michael Graber), hat sich damit selbstherrlich über einen Beschluss des höchsten Gremiums der KPÖ hinweggesetzt. Dieses Vorgehen erscheint uns ganz grundsätzlich und unabhängig von inhaltlichen Diskussionen mehr als undemokratisch und kann nur damit erklärt werden, dass Walter Baier - vermutlich zurecht - befürchtet, in der Partei keine Mehrheit mehr zu haben. Wenn das Statut der KPÖ dieses Vorgehen, eine völlige Entmündigung und Entrechtung der Parteimitglieder von "oben", zulässt, wie Baiers Schiedskommission feststellte, dann handelt es sich offenkundig um eine demokratiepolitische Lücke im Statut, die geschlossen, und nicht im Fraktionskampf ausgenützt werden sollte.

Große, wichtige und über Parteigrenzen hinweg geschätzte Teile der KPÖ, wie. z.B. die KPÖ Steiermark (Ernest Kaltenegger u.a.), haben folgerichtig bewusst an dieser Linzer Inszenierung nicht teilgenommen. Vor diesem Hintergrund handelt es sich wohl nicht um einen repräsentativen Parteitag der KPÖ, sondern um eine unwürdige und würdelose Selbstlegitimation einer kleinen autokratischen Gruppe rund um Baier.

*Demokratisch?*

Der "Parteitag" hat ein neues Statut beschlossen. Dieses Statut - wäre es nicht zufällig das seiner eigenen Fraktion - würde jemand wie Walter Baier zweifellos als "stalinistisch" bezeichnen. Das Statut ist undemokratisch, repressiv gegen jedes einzelne Mitglied, dessen Meinung von jener der "Parteiführung" abweicht, offen aggressiv gegen jede inhaltliche Strömung, v.a. gegen MarxistInnen, deren grundsätzliche Ansichten sich nicht mit Baiers Beliebigkeitsideologie decken. Durch ein neues Mitgliederprinzip können (und werden) nun alle missliebigen Personen direkt durch Baiers "Bundesvorstand" de facto ausgeschlossen werden - ohne Ausschlussverfahren. Ein Vorgeschmack auf diese Zielsetzung waren die (damals noch statutenwidrigen) Auflösungen der KPÖ Tirol und der KPÖ Ottakring sowie die unbegründeten Ausschlussverfahren gegen Manfred Eber (vormals Landesvorsitzender der KPÖ Tirol) und Petra Stöckl (KPÖ-Frauenvorsitzende). Mit den neuen statutarischen Mitteln sollen diese internen Säuberungen durch die Baier-Fraktion nun beschleunigt werden. Die Baier-Fraktion ist ganz offen demokratiefeindlich, strukturstalinistisch, autokratisch – da wirken Baiers Diffamierungsversuche gegen MarxistInnen in der KPÖ, diese seien "Altstalinisten", nur noch lächerlich: "Haltet den Dieb!", ruft Baier mit der Partei in der Tasche...

*Feministisch?*

Den Feminismus hat sich die Baier-Fraktion an die Fahnen geheftet. Sie ist aber in der Praxis antifeministisch. Die vom 32. Parteitag gewählte KPÖ-Frauenvorsitzende Petra Stöckl aus Tirol, die sich damals erdreistete, gegen Baiers Wunschkandidatin Heidi Ambrosch nicht nur zu kandidieren, sondern dann auch noch zu gewinnen, wurde durch die Baier-Fraktion nicht nur von Beginn an in ihrer Arbeit sabotiert, sondern regelrecht aus ihrer Funktion gemobbt: nun soll sie auch ausgeschlossen werden. Damit wird schon deutlich, dass für die Baier-Fraktion der wichtige Feminismus nur ein punktuelles - falls gerade irgendwie instrumentalisierbar - Kampfmittel ist, dass es aber nie um tatsächliche Inhalte geht. Ebenfalls weithin bekannt ist, dass Ambrosch völlig zurecht nicht wiedergewählt wurde: im "Kosmos-Frauenraum" in Wien-Neubau hatte sie zuvor keinerlei Skrupel, jene Frauen zu kündigen, die die Absicht hatten, einen Betriebsrat zu gründen. Auch hier zeigt sich das demokratiefeindliche wahre Gesicht der Baier-Fraktion. Nun wurde eine neue "KPÖ-Frauenvorsitzende" eingesetzt, für die der Feminismus wiederum nur ein Kampfmittel in Diffamierungskampagnen darstellt - bitter, dass dieser "Frauenvorsitzenden" nicht bewusst ist, dass sie hier an einer Ausrichtung beteiligt ist, die antiemanzipatorisch ist und offen frauenfeindlich agiert.

*Pluralistisch?*

Baiers proklamierte "marxistische Partei der Vielfalt" ist ein übler Scherz. Offenbar glaubt Baier, dass Dinge dadurch diese oder jene Qualität bekommen, indem er einfach diesen oder jenen Titel draufschreibt. Dass jedoch Inhalte qualitätsbestimmend sind, sollte sogar mit dem verbliebenen Rest marxistischen Basiswissens klar sein. In dieser Partei herrscht keineswegs Vielfalt, sondern Baiers Einfalt. Die oben beschriebenen Säuberungen sollen ja gerade alle AbweichlerInnen von der Linie der Baier-Fraktion liquidieren: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich", lautet das Motto. Dass diese Säuberungen sodann ausgerechnet die verbliebenen MarxistInnen, wirklichen FeministInnen und die einzigen erfolgreichen AktivistInnen und MandatarInnen auf Gemeinderats- und Gewerkschaftsebenen betreffen sollen, ist bezeichnend.

Ebenso bezeichnend ist, dass für Baier auch wesentliche AktivistInnen der Kommunistischen Jugend (KJÖ) und des Kommunistischen StudentInnenverbandes offenbar entbehrlich sind: Baiers Säuberungen betreffen zu einem wichtigen Teil gerade junge und jüngste Parteimitglieder oder AktivistInnen.

Und zu guter letzt: Was die programmatische Vielfalt betrifft, so ist die Baier-Fraktion auf der gesamten Linie gescheitert. Die auf dem 32. Parteitag gewählte Programmkommission, die bis zum 33. Parteitag einen neuen Programmentwurf vorlegen sollte - und dies auch tat - wurde von Baier und Graber kurzerhand entmachtet. Wieder ignorierten die beiden in autokratischer Weise einen Beschluss der Mitglieder der KPÖ. Und der Programmentwurf, der war freilich ein sehr guter: eine klare und marxistische Grundlage für die KPÖ. Eine solche kann die Baier-Fraktion aber nicht brauchen. Daher wurde kurzfristig eine neue „Programmkommission", bestehend aus der Einzelperson Günther Hopfgartner, damit beauftragt, ein anderes Programm zu verfassen, nämlich die in Linz abgesegnete "Programmatische Plattform" - und platt war diese Form ohne Inhalt dann auch.

*Öffnung?*

Die von Baier proklamiere "Öffnung der KPÖ" ist ebenfalls eine Hinterfragung wert. Vorgegeben wird, die KPÖ würde auf eine breite, überparteiliche und mit sozialen Bewegungen interagierende, bündnisorientierte Basis gestellt. Ausgangspunkt war zunächst die Kandidatur als "Linke" bei den letzten EU-Wahlen. Dabei handelte es sich freilich keineswegs um eine überparteiliche Bündniskandidatur, sondern nur um eine Tarnung als trojanischer Esel – offenbar wollte sich Baier vor allem des führ ihn unzutreffenden Adjektivs "kommunistisch" entledigen. Dass als Spitzenkandidat mit Leo Gabriel ein Parteiloser fungierte, sagt nicht aus, denn parteilose SpitzenkandidatInnen gab es bei der KPÖ bereits früher (Alfred Hrdlicka, Helmut Zenker etc.).

Und Leo Gabriel mag ein integrer und ehrlicher Mensch sein, der sich im Rahmen des Kapitalismus für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Aber er bekannte im Wahlkampf offen: "Ich möchte kein sozialistisches Europa, sondern ein solidarisches." - Jemand mit einem derart explizit antisozialistischen Bekenntnis wäre vielleicht bei den Grünen gut aufgehoben, würde aber z.B. in der heutigen SJÖ wohl keine Spitzenfunktion bekommen. In der KPÖ kann ein Mensch auf diese Weise sogar Spitzenkandidat werden... – Was das EU-Wahlbündnis "Linke", Baiers "Koalition der Willigen", betrifft, so beteiligte sich außer der KPÖ nur noch die trotzkistische Gruppierung SOAL ("Sozialistische Alternative"), die wohl eine der kleinsten und die gewiss unbedeutendste trotzkistische Gruppierung in Österreich darstellt (inzwischen ist die SOAL übrigens aus der „Linken" ausgetreten und Baier bleibt allein mit Gabriel). - Zum Abschluss entledigte sich die Baier-Fraktion durch den Verkauf des EKHs an einen Rechtsextremen endgültig jeder Akzeptanz in der außerparlamentarischen Linken - wo Baier seine potenziellen BündnispartnerInnen jetzt noch hernehmen will, bleibt ein Rätsel. Wer rücksichtslos Wiens einzige offene linke Alternativstruktur - auch wenn sie gewiss alles andere als perfekt war - zerstört, isoliert sich endgültig selbst, da wird alle proklamierte "Offenheit" nichts helfen.

*Ist eine andere KPÖ nötig?*

Was folgt für uns aus dem Gesagten? - Für alle MarxistInnen in der Sozialistischen Jugend steht heute außer Frage, dass es mit dieser KPÖ keine sinnvolle Kooperation mehr geben kann. Walter Baier mag in der Vergangenheit durchaus auch seine Verdienste um die österreichische außerparlamentarische Linke haben - nun aber ist er zu ihrem offenen Gegner mutiert. Die Baier-Fraktion ist entlarvt nicht nur als Feind des Marxismus, sondern in der Praxis - allen Lippenbekenntnissen zum Trotz - auch als Gegnerin jeder ernsthaft emanzipatorischen Bewegung, jedes ehrlichen Feminismus, des Antiimperialismus - und nicht zuletzt jeder demokratischen Selbstbestimmung. Wenn die verbliebenen MarxistInnen in der KPÖ, mit denen wir uns ausdrücklich solidarisch erklären möchten, nun offenbar erkennen müssen, dass mit Baier keine Partei zu machen ist, dann muss für die MarxistInnen in der SJÖ und überall außerhalb der Baier-KPÖ klar sein, dass mit Baier kein Bündnis zu machen ist. Eine andere KPÖ ist dann nötig, wenn diese den Anspruch haben möchte, in der außerparlamentarischen Linken eine seriöse Partnerin zu sein.

Ein andere KPÖ ist außerdem dann nötig, wenn es der Anspruch der KPÖ sein soll, die oder eine marxistische und v.a. revolutionäre Partei der ArbeiterInnenklasse zu sein. Eine "K"PÖ ist nicht nötig, wenn - wie es Baiers Selbstverständnis zu sein scheint - es~ nur darum geht, sich im "links"-liberalen Spektrum um die minimale Konkursmasse des LIF und jene Grün-WählerInnen zu bewerben, die von einer kommenden Regierungsbeteiligung der Grünen enttäuscht sein werden. Die einzige Partei, die dann - bei aller berechtigten und notwendigen Kritik unsererseits - noch klassenspezifische Standpunkte im Sinne der werktätigen Menschen in Österreich hätte, wäre die SPÖ. Stamokap-Strömung in der Sozialistischen Jugend Österreich, 14. 12 2004


 

Otto Bruckner: Es ist an der Zeit, mit dieser „K"PÖ zu brechen!

Offener Brief von Otto Bruckner an KommunistInnen in- und außerhalb der KPÖ

Genossinnen und Genossen! Ich bin im November 1980 der KPÖ beigetreten, gehörte in den Jahren 1985-1991 dem Zentralkomitee und 1991-1993 dem Bundesvorstand der Partei an. 1991-1993 war ich im Rahmen einer kollektiven Parteiführung Bundessprecher der Partei. Es ist kein leichtfertiger Entschluss, eine politische Gemeinschaft zu verlassen, der man fast ein Vierteljahrhundert angehört hat. Dennoch bin ich nach reiflicher Überlegung zum Schluss gekommen, dass ich aus der KPÖ austrete.

Es ist nicht dieser oder jener Fehler, der mich stört, es ist die Entwicklung der Partei als solche, die mir als Kommunisten eine weitere Mitgliedschaft unmöglich macht. Mit dem „Delegiertenparteitag" genannten Putsch von Linz wurde eine Entwicklung abgeschlossen, vor der ich schon anlässlich meines Rücktritts als Bundessprecher der KPÖ im Jahr 1993 gewarnt habe: Ein Klüngel um Walter Baier hat sich der Partei bemächtigt und führt diese, als wäre die KPÖ Privatbesitz einiger Weniger. Dieser „Parteitag" hat ein Höchstmaß an Zentralisierung und autoritärem Führungsstil verankert und die innerparteiliche Demokratie völlig demoliert.

Hauptzweck aller Handlungen dieses Klüngels ist der Erhalt der eigenen Macht. Nicht die Stärkung marxistischer Positionen im öffentlichen Diskurs unseres Landes, nicht der Ausbau und die Festigung kämpferischer Positionen in Kommunen, Betrieben, außerparlamentarischen Aktionseinheiten und Bündnissen und in den Gewerkschaften steht im Mittelpunkt, sondern immer neue, mit hysterischem Eifer vertretene „Erneuerungsaufgaben" und Scheinbündnisse für Wahlen, die unterm Strich stets neue politische und finanzielle Pleiten als Ergebnis haben.

Mit Entsetzen habe ich in den letzten Jahren registriert, wie sich politische Beliebigkeit als das wesentliche Merkmal der KPÖ etabliert hat. In dieser Partei hat sich ein kaltschnäuziges und oberlehrerhaftes Verhältnis zur ArbeiterInnenklasse durchgesetzt, das moralische Imperative über die Klasseninteressen setzt.

„Political correctness", moralinsaurer „Feminismus" ohne Klassenbezug, „partizipative" Demokratie und mit religiösem Eifer vorgetragener „Antistalinismus", der die Stereotype der antikommunistischen Totalitarismustheoretiker übernimmt sind die Keulen einer zu Clowns des kapitalistischen Systems verkommenen Truppe von halbintellektuellen Apparatschiks, die die Partei tyrannisieren und ruinieren. Diese Nebelwand an „Werten" wird aufgezogen, um der KP ihre wichtigste Funktion zu nehmen: Die Klassensolidarität und die sozialistische Volksherrschaft zu propagieren. Es ist heute möglich, in der KPÖ für und gegen den imperialistischen Krieg im Irak zu sein, es ist möglich für und gegen die israelische Okkupation und Repression in Palästina einzutreten, für und gegen die Formierung der Supermacht Europa.

Einzig und allein eines bildet einen Ausschlussgrund aus dem innerparteilichen Verfassungsbogen: Kommunist zu sein. Dutzende kämpferische und marxistisch gebildete GenossInnen werden zur Zeit mit dem Ausschluss bedroht, durch die zentral gesteuerte Neuausgabe der Mitgliedsbücher sollen auf administrativem Weg weitere kritische GenossInnen aus der Partei gedrängt werden. Es ist im Sinne der Herrschenden, dass sich in Europa – auf dem Hintergrund der Abnützungserscheinungen des politischen Systems und im besonderen der klassischen reformistischem Kräfte – eine neue reformistische Kraft herausbildet. Nicht zufällig geht der Druck zur Formierung der EU-konformen „Europäischen Linkspartei" von Parteien wie PDS und PRC aus, die in Regierungsverantwortungen eingebunden sind oder sich auf diese Aufgabe vorbereiten. Nicht zufällig warnen die kämpferischen kommunistischen Parteien Europas wie etwa die griechische und die portugiesische KP vor diesem Projekt und lehnen eine Mitarbeit ab.

Die politische Bedeutung der KPÖ in den Klassenkämpfen ist auf ein erschreckendes Niveau gesunken. Im selben Masse, in dem der Bedeutungs- und Einflussverlust in der Innenpolitik voranschreitet, versucht der Baier-Klüngel außenpolitisch an Gewicht zu gewinnen, und tritt als Einpeitscher für Bisky und Bertinotti besonders in unseren Nachbarländern auf.

Die letzten beiden Jahre waren geprägt von einem Ringen um die künftige Orientierung der KPÖ. Dass Walter Baier und sein Klüngel auf einem Mitgliederparteitag keine Mehrheit mehr bekommen hätten, kann als gesichert angenommen werden. Es war auch die Angst vor einem breiten demokratischen Entscheid über die Zukunft der Partei, die den Klüngel dazu getrieben hat, einen zusammenmanipulierten „Delegiertenparteitag" abzuhalten. Dennoch: Die Würfel sind gefallen. Es ist nicht gelungen, den Willen der Mehrheit der Mitglieder durchzusetzen. Der Klüngel hat sich die absolute Verfügungsgewalt über die Partei – nicht zuletzt durch die völlig unkontrollierbare Finanzgebarung – gesichert. Der heutige Bundesvorstand besteht nur mehr aus einer Ansammlung willfähriger Baier-Leute, ergänzt durch ein paar „kritische" Köpfe, die antikommunistische Positionen vertreten und Baier noch rechts überholen.

Eine der besonderen Tragödien dieser Partei ist es, dass die erfolgreichste Landesgruppe, die KPÖ-Steiermark, in ihren Beschlüssen zwar klar Stellung gegen Baier und seine Politik bezogen hat, praktisch aber ein Verhalten an den Tag legte, als handle es sich beim innerparteilichen Richtungskampf um einen Vorgang in einer fernen Bruderpartei. Wie sich nun die steirischen GenossInnen, in deren Wirkungsbereich der Name KPÖ ja eine ganz andere Verankerung und Bedeutung hat, als etwa in Wien, weiter verhalten werden, ist nicht absehbar.

Was aber deutlich erkennbar ist, ist die totale Verluderung der Bundespartei. Allein die Tatsache, dass bei über 70 Anwesenden in Linz - Ebelsberg nur eine Gegenstimme gegen Grabers zusammengelogenen Finanzbericht zu zählen war, ist an sich schon ein Austrittsgrund. Die unhinterfragte Hinnahme haarsträubender Zahlenmystik, die kritiklose Zustimmung zum Verkauf des EKH an einen Mann aus dem rechten Umfeld, die Absegnung des Verkaufs des traditionsreichen Globus-Gebäudekomplexes und das Schweigen zu den vielen Ungereimtheiten zeigt, dass in diesem Kreis von „Delegierten" jede Fähigkeit zur kritischen Reflexion fehlt. Rund um den Baier-Klüngel versammeln sich die Gebrochenen und Willfährigen, die zu jeder Wendung und jeder „Neuerung" bereit sind.

Es ist an der Zeit, mit dieser „K"PÖ zu brechen. Die aufrechten und ehrlichen KommunistInnen in dieser Partei werden diesen Schritt verstehen. Zu manchen von ihnen besteht der einzige Meinungsunterschied darin, ob man in der Partei bleiben und weiterkämpfen, oder außerhalb der Partei etwas neues aufbauen soll. Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden. Mit etlichen anderen GenossInnen werde ich in der nächsten Zeit am Neuaufbau einer kommunistischem Organisation in Österreich arbeiten. Alle KommunistInnen in- und außerhalb der „K"PÖ sind zur Mitarbeit eingeladen. Aus meiner Sicht wäre jeder weitere Tag in der „K"PÖ vergeudete Zeit.

Ich gehe mit Verachtung für jene, welche die „K"PÖ bewusst zerstören und ihr das letzte Kommunistische austreiben. Überall, wo ich kann, werde ich mich für die Isolation dieser skrupel- und prinzipienlosen Bande einsetzen. Der Baier-Klüngel gehört in der marxistischen Linken unter politische Quarantäne gestellt, die politische Bedeutungslosigkeit ist ihm so und so sicher. Ich gehe aber auch in tiefer Verbundenheit zu den vielen aufrichtigen, ehrlichen, interessanten und klugen Persönlichkeiten, die ich in dieser Partei kennen und schätzen gelernt habe. Mit ihnen hoffe ich, noch viele gemeinsame Stunden in Aktionen, Diskussionen und in geselliger Runde zu verbringen. Der von uns angestrebte kommunistische Neubeginn ist als eine Sammlung der marxistisch-leninistischen Kräfte gedacht, um wieder politik- und aktionsfähig zu werden, und sich nicht in end- und letztlich sinnlosen Konflikten mit dem revisionistischen Führungsklüngel der KPÖ aufzureiben.

Wir wollen uns nicht anmaßen, damit schon die neue Partei schaffen zu können. Das erfordert langwierige und zähe Arbeit, aber dafür wollen wir unseren Beitrag leisten.

Ich versuche, all jene GenossInnen zu verstehen, die unser Vorhaben eines kommunistischen Neubeginns teilen, aber bis auf weiteres in der KPÖ bleiben wollen. Auch sie sind herzlich eingeladen, am kommunistischen Neubeginn mitzuarbeiten, ebenso wie jene KommunistInnen, welche die KPÖ schon vor längerer Zeit verlassen haben oder ihr nie angehörten.

Otto Bruckner, Wien, am 01. Jänner


 

Interview mit Otto Bruckner, Vorsitzender der am 20. Januar 2005 in Wien gegründeten "Kommunistischen Initiative"

Offensiv: Wieviele Genossinnen und Genossen haben an der Gründung der Kommunistischen Initiative ("KI") teilgenommen, wie ist die Zusammensetzung - nach Regionen, Klassen-/Berufszugehörigkeit, Geschlecht ... ?

Otto Bruckner: Solche Fragen sind noch ein wenig verfrüht. Am 20. Jänner fand die Gründungs-versammlung der KI in Wien statt, und wir sind vorerst eine sehr stark auf die Ostregion Österreichs konzentrierte Gruppe. Es gibt Interesse und auch Beitritte aus den anderen Regionen. Aber im Prinzip kann gesagt werden: Die KI ist ein Versuch, der eben erst beginnt. Das Wiener Gründungsplenum war sehr gut besucht, und, was ich auch bemerkenswert finde, von den Gründungsmitgliedern der KI bin ich mit 43 Jahren eher schon einer der Älteren. Das hängt aber auch damit zusammen, dass bei den älteren GenossInnen eine sehr starke emotionale Bindung an die KPÖ da ist, die nicht von heute auf morgen zu lösen ist. Viele auch der älteren GenossInnen geben uns in der Sache recht und werden uns auch in der praktischen Arbeit unterstützen, aber sie bleiben vorerst in der KPÖ.

Offensiv: Welches sind die politischen Grundsätze, auf die man sich einigen konnte?

Otto Bruckner: Nachdem wir alle ja bis vor kurzem noch Mitglieder der KPÖ waren - und manche sind es nach wie vor - ist zunächst einmal wichtig, was wir nicht wollen: Linke Beliebigkeit. Wir wollen eine Organisation sein, die sich auf die theoretischen Grundlagen von Marx, Engels und Lenin bezieht und am Wiederaufbau einer marxistischem Partei der ArbeiterInnenklasse in Österreich mitwirken will.

Offensiv: Gibt es bereits eine Organisationsstruktur (Statut o.ä.)

Otto Bruckner: Nein. Wir wollen auch nichts überstürzen. Zunächst werden alle Entscheidungen basisdemokratisch getroffen. Strukturen und auch gewählte Organe wollen wir erst zu einem späteren Zeitpunkt schaffen, das soll ein dynamischer Prozess sein und nichts schablonenhaft am Schreibtisch Entworfenes. Es wird sicher noch in diesem Jahr eine bundesweite Gründungskonferenz geben, die über alle diese Fragen entscheiden wird.

Offensiv: Welches sind die nächsten Ziele?

Otto Bruckner: Wieder aktions- und politikfähig zu werden. Wir werden im ersten Halbjahr 2005 unsere Schwerpunkte auf die Erarbeitung von Grundlagen einerseits, und konkrete politische Arbeit andererseits legen, wie z.B. Veranstaltungen zum 60. Jahrestag der Befreiung Österreichs vom Faschismus, Teilnahme an Aktionen gegen die EU-Militarisierung und den EU-Verfassungsentwurf, Mitwirkung an klar antiimperialistisch ausgerichteten Aktion gegen den Krieg und die Besatzung im Irak.

Offensiv: Wo sieht man die wichtigsten ideologischen Widersprüche und Defizite? Und wie will man diese angehen?

Otto Bruckner: Das größte Problem besteht darin, dass in der Kommunistischen Partei Österreichs in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ein entideologisiertes, im Grunde unpolitisches Klima geschaffen wurde. Das ist natürlich der beste Nährboden für die Verbreitung von Plattitüden wie "Antistalinismus", "plurale Linke" oder "partizipative Demokratie", wie sie von der Parteiführung in programmatischen Rang erhoben wurden. Wir sehen die Notwendigkeit einer seriösen marxistischen Bildungsarbeit als eine Grundvoraussetzung für einen gediegenen programmatischen Diskurs an. Oder um es mit einem Beispiel aus meinem Beruf als Tischler zu sagen: Ohne Grundkenntnisse in der Werkstoffkunde und der Maschinenkunde macht ein Experimentieren mit ausgefeilten Techniken der Holzbearbeitung keinen Sinn, sonst fliegen einem sehr schnell die Teile um die Ohren. Es geht also zunächst einmal auch um ein Ausbrechen aus dem konfusen, unsystematischen und willkürlichen Diskurs, der KPs wie die österreichische auf die schiefe Bahn gebracht hat. In einem Antrag an den 17. Parteitag spricht das ZK der griechischen KKE davon, dass wir KommunistInnen international einen strikt antikapitalistischen, antimonopolistischen und antiimperialistischen Pol in der Auseinandersetzung bilden müssen. Diese Definition der aktuellen Aufgaben der KommunistInnen gefällt mir sehr gut.

Offensiv: Was fällt Dir sonst Wichtiges ein, was wir in Deutschland wissen sollten?

Otto Bruckner: Da fallen mir vor allem zwei Argumente ein, die mir wichtig sind:

1.) Wir wollen keine sektiererische, kleine "K-Gruppe" schaffen, sondern eine Organisation, in der sich aktive klassenbewusste Kräfte sammeln. Am Ende des Tages sollte der Wiederaufbau einer kommunistischen Partei der ArbeiterInnenklasse in Österreich stehen. Wir sehen das als eine dynamische Entwicklung an. Die Praxis und das theoretisch-wissenschaftliche Fundament werden entscheidend dafür sein, wie rasch und wie breit unser Vorhaben gelingt.

2.) Es waren nicht - wie mir Genosse Hans Heinz Holz in einem Artikel in der "jungen Welt" unterstellt hat - persönliche Zerwürfnisse mit dem Vorsitzenden der KPÖ, Walter Baier, die mich und andere dazu veranlasst haben, aus der KPÖ auszutreten und eine neue Organisation aufzubauen. Es war die Einsicht, dass KommunistInnen in dieser Partei keinen Platz mehr haben, dass sich Beliebigkeit zum wesentlichen Merkmal der Partei entwickelt hat. Wäre das nun eine Massenpartei, wäre die Frage vielleicht nochmals anders gestanden. Aber unter den konkreten Bedingungen des rapide voranschreitenden Bedeutungs- und Einflussverlustes der KPÖ vor allem in der ArbeiterInnenklasse ist für uns klar geworden, dass das weitere Ankämpfen gegen diese Parteiführung nur bedeuten würde, dass wir unsere Kräfte unnütz in innerparteilichen Kämpfen aufreiben. Noch dazu wurden mit dem putschartigen "Delegiertenparteitag" vom Dezember 2004 Fakten geschaffen, die einen Weiterverbleib zumindest für mich unmöglich machten. Nur wer die Beschlüsse dieses Parteitages anerkennt, soll weiter Mitglied der KPÖ sein dürfen. Dieses Jahr werden sämtliche Mitgliedsausweise neu ausgestellt, obwohl die alten noch bis 2009 Gültigkeit gehabt hätten. Nur wer auf die neue Doktrin der "pluralen Partei", die in Wahrheit eine monolithische Führerpartei ist, schwört, wird ein neues Mitgliedsbuch bekommen. Ich will niemandem vorschreiben, welche Schlüsse er daraus zieht, ich habe eben meine gezogen. Was eine kommunistische Partei ist, entscheidet sich nicht daran, wie sie heißt, sondern an ihrer Praxis, an ihrer Fähigkeit, wissenschaftlichen Sozialismus und ArbeiterInnenbewegung zusammenzuführen, eben "die" Partei im Lenin'schen Sinne zu sein.


 

Rudolf Reiter: Betreff: Meine Nichtmitgliedschaft in der "Kommunistischen Partei Österreichs"

Ich stelle hiermit klar, dass ich jener Personenvereinigung, die sich auf einer Versammlung am 4. und 5. Dezember 2004 in Linz-Ebelsberg den Namen "Kommunistische Partei Österreichs" zugelegt hat, n i c h t angehöre.

Der auf dieser Versammlung gewählte "Bundesvorstand" der "Kommunistischen Partei Österreichs" möge mich mit sofortiger Wirkung aus der von ihm geführten "Mitgliederevidenz" streichen und alle meine Person betreffende Daten nicht mehr verwenden.

Dr. Rudolf Reiter


Zur politischen Ökonomie des Sozialismus

Hermann Jacobs: Widerspruch eigener Art in der Revisionismus-Kritik

Der Nachtrag von Kurt Gossweiler in „offensiv" 9/2004 bedeutet nach meinem Empfinden eine wichtige Wende im Verhältnis zu der Diskussion im allgemeinen zu Fragen der Politischen Ökonomie des Sozialismus; denn Kurt Gossweiler bekennt hier, dass er die Warenproduktion im Sozialismus nicht als „wesenseigen" und nicht als „dauerhaft" gekennzeichnet sehen will (das müßte er natürlich auf die in der Kritik befindlichen gewissen Reformen im Sozialismus übertragen). Sowjetische Auffassungen, die aber behaupten, dass Warenproduktion dem Sozialismus „wesenseigen" ist und sie „dauerhaft" (bis in den Kommunismus hinein) gültig sein muß, bezeichnet Gossweiler als „markantes Eindringen des Revisionismus" in die ökonomische Wissenschaft. (Seite 53)

Damit würden wir aber prinzipiell gesehen eine gleiche Position einnehmen.

Es ergeben sich nun allerdings zwei Fragen: Was heißt „nicht wesenseigen", und was „nicht dauerhaft"? „Nicht wesenseigen" ist ja eine Charakteristik, die ziemlich allgemein gelten und den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft resp. Produktionsweise von Anfang an betreffen könnte; „nicht dauerhaft" aber heißt, dass es zunächst um Warenproduktion im Sozialismus gegangen wäre, doch mit dem Übergang zur höheren Form des Sozialismus/Kommunismus sie ein Ende finden müsse. Wieso Gegensatz resp. nicht wesenseigen? Nicht wesenseigen bezieht sich ja nur auf die Warenproduktion. Und auf was bezieht sich dann wesenseigen? Es wird das Bild eines Doppelcharakters der Gesellschaft vermittelt. Was verursacht schließlich das Umschlagen der Form nicht wesenseigen in nicht dauerhaft, also Beenden der Warenproduktion? Hier ist ja ein Entwicklungsgang angedeutet von einer relativen zu einer absoluten Kritik.

Dies also die erste Frage, und die zweite wäre die: Wie steht denn Kurt Gossweiler nun zu den waren- und wertökonomischen Reformen in der Sowjetunion und der DDR usw. ab den 60er Jahren? Sie sollten doch die sozialistische Gesellschaft stärker warenökonomisch prägen, z.B. sollte über sie die so genannte Selbsterwirtschaftung der Mittel (für einfache und erweiterte Reproduktion) der Betriebe durchgesetzt werden. D.h. die zentrale Regulation der Mittel sollte abgeschafft werden. Was bedeuten diese Reformen nun in Bezug auf „nicht wesenseigen" und „nicht dauerhaft"?

Ich möchte andererseits noch einmal auf die von mir vertretene Position aufmerksam machen. In ihr ist davon gesprochen, dass der reale Sozialismus („je später desto weniger") nie Warenproduktion war, niemals, zu keiner Zeit wirkte das Wertgesetz. „Nicht wesenseigen" heißt in dieser Position, auch nicht mal der Form nach „nicht wesenseigen". Gerade die Formen, die in der sozialistischen Gesellschaft gefunden worden sind, sind nicht mehr der Warenökonomie zuzuordnen, sind nicht mehr Kategorien im Sinne der Wertökonomie. Die Nichtzuordnung ist andererseits „wesenseigen", ist also bereits der Gegensatz. Und dies „dauerhaft"

Womit dann klar ist, was entsprechen einerseits und „über Gossweiler hinausgehen" andererseits bedeutet.

Ich spreche also durchaus von „wesenseigen" und „dauerhaft" (würde also auch sowjetische Wissenschaftler verstehen, die sich um Charakteristika wie „wesenseigen" und „dauerhaft" bemühen), aber in einem Warenform der Produktion negierenden Sinne, also Sinne einer anderen Gesellschaft (die ja letztlich im zweiseitigen Verhältnis der Gesellschaft auch von Gossweiler angedeutet ist). Es gibt an Stelle einer relativen eine absolute Anerkennung der in der Gesellschaft „verbliebenen Wertkategorien", aber in einem die Warenproduktion bereits aufhebenden Sinne. Die so genannte in der Gesellschaft verbleibende Warenproduktion bedarf einer anderen Theorie. Das ist der ganze Witz an der Sache (und auch der Grund einer relativen Kritik an der sowjetischen Wissenschaft seit „Stalin".) Und wohl das Überraschende für alle Kritiker..., haben sie es doch bisher überhaupt „nicht verstanden". (Dies auch der Grund, weshalb wir uns erst angesichts der Reformen, die nun wahrhaft echt Warenproduktion bedeuten, in die Haare kriegen, d.h. auseinander definieren).

Die dauerhafte Fixierung immer auf die Frage der Warenökonomie hat den Begriffen „wesenseigen" und „dauerhaft" einen völlig falschen Inhalt, eben warenökonomischen Bezug gegeben, aber wir müssen ihnen umgekehrt den Bezug des Kommunismus geben, und dies unter Einbeziehung der Nichtwertkategorien „Preis und Geld einer Planwirtschaft" - deren wertökonomische Reform deren Revision wäre.

Woran ist das zu beweisen bzw. theoretisch festzumachen? Am ... Festpreis. Der Festpreis ist kein der Warenproduktion mehr zuzuordnender Preis. Er, nichts anderes, ist der Schnittpunkt, an dem wir den Gegensatz ausfechten. Der Festpreis ist der einzige Preis, unter dem die Warenproduktion aufhebbar ist, ohne sie formell, d.h. in ihrer Form, aufzuheben. (Ansonsten könnte man sie nur noch aufheben, indem man ihre Formen „abschafft"; das ist dann die grobe Tour, die Kritik noch eines äußeren Kommunismus am Kapitalismus).

Gossweiler hat in seinem ersten Beitrag zu erkennen gegeben, dass er den Festpreis „verstanden hat". Ach, sagt er, das ist ja nichts als jener der Sozialpolitik des Sozialismus dienende Preis, der - in seiner positiven Bestimmung - weit unterhalb des Wertes festgelegt worden ist. Er ist auch unrentabel, weil in ihm aufgrund der Preissenkung die Kosten höher liegen als der Preis hoch ist. (Das berühmte Behrenssche „Steigen der Kosten über den Preis"). Ihm gegenüber stehen aber die anderen (negativ für die Sozialpolitik bestimmten) Preise, die weit oberhalb des Wertes festgelegt sind, sie sind - überrentabel. (Hier müßte es eigentlich heißen: Das „Steigen der Gewinne über die Preise", d.h. es müßte von einer - ebenso künstlichen - Preissteigerung „über den Wert" („über die Kosten") die Rede sein). In der Summe gleichen sich die Preise wieder aus, bzw. die nicht gedeckten Kosten der unrentablen Preise werden aus den Gewinnen der überrentablen Preise beglichen. (Gossweiler: Stalin hat das alles schon erklärt, „volkswirtschaftliche Rentabilität" usw., man muß nur lesen wollen). Zwar kann ich mich an keinen Zeitpunkt erinnern, zu dem ein solches Preissystem flächendeckend in der DDR (Sowjetunion etc.) eingeführt worden ist, aber bitte.

Gossweiler versteht den Festpreis (solche sozialen Preise sollen möglichst stabil sein, das kommt dem Gedanken ihrer Unveränderbarkeit/Festigkeit entgegen) als nichtäquivalenten Preis. Auf den ersten Blick scheint es, dass Nichtäquivalenz seine Erklärung ist. Aber wie steht es denn mit dem Verhältnis eines solcherart erklärten Preises zur Arbeit? Auch nichtäquivalente Preise, selbst wenn gesellschaftlich verallgemeinert, könnten doch sinken, wenn der Wert sinkt. Sie (ihre „äußere Hülle", der Preis als solcher) blieben also fest, aber die Kosten dieses Preises würden mit steigender Produktivität doch sinken! So geht es doch los. (An Stelle der Lohnkost pro ganzen Tag erschiene doch die Lohnkost pro halben, viertel usw. Tag). Wegen der sinkenden Kosten müßten unrentable Preise früher oder später in die Rentabilität hinüberwachsen und rentable Preise werden. Die an sich überrentablen Preise würden sogar noch überrentabler.

Die Arbeitsproduktivität hat in der DDR in den Jahren ihres Bestehens immerhin um die stattliche Größenordnung des Achtfachen zugelegt. So könnte man also - wenn es denn so gewesen ist - „1954", einem frühen Jahr, ein nichtäquivalentes Preiswesen organisiert haben, aber mindestens „1970", dem späteren Jahr, müßte es in ein insgesamt rentables umgewandelt worden sein.

Warum ist das nicht der Fall gewesen? Bitte, hier ist Erklärungsbedarf - für eine andere Theorie des Festpreises, die eigentliche. Ich will sie hier nur kurz wiederholen, da ich das ja schon an anderer Stelle getan habe. Sinken die Preise mit den Werten, so kann ein selbes Geldvolumen die Waren, d.h. auch die mehr produzierten Waren, zur Zirkulation bringen. (Die sinkenden Warenpreise, übertragen in Löhne, würden dann deren Sinken ergeben - der Gewinn stiege; von dieser Selbstkostentheorie ist im sozialistischen Preissystem weit und breit nichts zu sehen, warum nicht, gilt das Wertgesetz nicht mehr - für den Arbeiter, nur für ihn nicht mehr?) Sinken sie aber nicht, erhöht sich die Summe der Warenpreise mit der Mehrproduktion von Waren. Sie umzusetzen, erfordert nun eine größere Summe Geldes. Aber das nicht allein. Diese Summe gelangt ja zur Aneignung. Und sofern unter den mehr produzierten Waren solche sind, die in die Konsumtion der Individuen fallen, also Aufnahme in die Löhne und Gehälter finden müssen, müssen diese steigen. Aber was sind sie anderes als Kosten. Ergo: Die Löhne (oder inneren Kosten) steigen wie die Arbeitsproduktivität steigt. Das ist ein die Aufhebung der Warenproduktion ausdrückender Satz. Im Sozialismus steigen die (inneren) Kosten, weil die Preise nicht sinken wenn die Werte sinken. D.h. steigt die - „Unrentabilität" mit steigender Produktivkraft der Arbeit.

Ein „Widersinn" (allerdings nur zur bisherigen Theorie oder wirklichen Theorie der Warenproduktion), den man nicht bemerkt, dem man sich auch nicht stellt, wenn man im Festpreis nichts als ein Phänomen der Nichtäquivalenz „erkennt".

Während von der Steigerung der Produktivkraft im allgemeinen Verständnis angenommen wird, dass über sie die Rentabilität gesteigert würde, ist es in der „sozialistischen Warenproduktion" genau umgekehrt. Sie „sinkt". Um dieses Phänomen zu erklären resp. ihm aus dem Wege zu gehen, prägte die Partei (oder ökonomische Wissenschaft des Sozialismus) den schönen Satz: „Aber die Löhne dürfen nicht schneller steigen als die Arbeitsproduktivität steigt". Wie man sieht, ein dicht an der Bewußtheit vorbeirutschender Satz. Es sieht noch wie Warenproduktion aus (Preis und Geld sind ja erhalten, und irgendwo im Hintergrund geistert noch der „Marxsche" Wertbegriff herum), aber „eigentlich" ist es keine mehr. (Oder eine sehr, sehr schlechte Warenproduktion, na ja, eben kommunistische).

Gossweilers Erklärung des „stabilen Preises" im Sozialismus ist eine (sozial)politische, sie verteidigt den Kommunismus - politisch. (Sie ist daher auch historisch bedingt, sie ist eine vorökonomische (vorplanwirtschaftliche) Erklärung der Preise, als der Kommunismus noch reine Politik erst sein konnte, und sich gegen „wirkliche Warenproduzenten" noch durchsetzen mußte). Sie erlaubt, von der Ökonomie noch immer zu unterstellen, dass sie eine Warenproduktion ist, daher eben sein verzweifelter Versuch, sie als dem Sozialismus „nicht wesenseigen" zu erklären. Dieser Verrenkung braucht es aber nicht.

Diese Warenproduktion ist dem Sozialismus, ja dem Kommunismus wesenseigen - weil sie gar keine mehr ist. Man muß aus der politischen zur ökonomischen Erklärung der Preise im Sozialismus übergehen, man muß den Mut haben, sie der Warenökonomie entgegen zu stellen. (Dies entzöge der warenökonomischen Reform den Boden - obwohl sie sie gerade erklärt; denn die warenökonomische Reform kann mit einem Festpreis nicht zufrieden sein, d.h. die Reform ist wesentlich Reform der Preise - als hätten die Reformer sehr wohl begriffen was Verteidiger des Sozialismus/der Planwirtschaft, oder Kritiker des Revisionismus, nicht begreifen wollen).

Eine bloße Erklärung des Festpreises als nichtäquivalent stellt nicht die weitergehenden Fragen nach dem ökonomischen Mechanismus, der über das Preiswesen und weiter in das Kostenwesen der Preise hinein abläuft. Sie kann davon ausgehen, dass sich hier zu einer originären Weise der Warenproduktion nichts geändert habe. Aber wenn das so wäre, müßten sukzessive die Preise allgemein in die Rentabilität hineingerutscht sein. Dass dieser Effekt nicht eingetreten, ist zugleich der Schwachpunkt der Theorie der bloßen Nichtäquivalenz der Fest-Preise, ist ihre Nichtkompatibilität mit der sozialistischen Praxis. Dass im Gegenteil die „Stützungen" aus dem Staatshaushalt für die Betriebe immer umfangreicher geworden sind, ist die Stärke der anderen, ökonomischen Theorie des Festpreises. Sie bringt nun die andere Seite der Arbeit, die konkrete Seite, die Funktion des Arbeitsertrages zur Geltung in der Theorie. Die Warenproduktion ist unter Bedingung des Erhalts ihrer Formen an ihre Aufhebung geraten, weil an die Darstellung der konkreten Seite der Arbeit. Das Geldwesen des Sozialismus stellt die Bewegung des Arbeitsertrages statt die der Arbeitszeit dar. Das muß in die von der Wertökonomie besessenen Köpfe gehämmert werden. Niemand hat den Kommunismus bisher verstanden (weil in der ökonomischen Form noch nicht), aber er ist zu verstehen.

Nur deshalb kann man dieses Geld und diesen Preis als dem Sozialismus, d.h. der Aufhebung der Warenproduktion dem Inhalt nach, „wesenseigen" nennen und ihm die „Dauerhaftigkeit" seiner Existenz wünschen, bis zum Übergang in den Kommunismus, bis in den Kommunismus selbst „hinein".

Kurt Gossweiler muß doch wohl meinen, diese Formen seien echt (Warenproduktion), und deshalb nennt er ihren Erhalt als aber nicht wesenseigen mit dem Sozialismus und wünscht sich ihre Dauerhaftigkeit nicht. So sind Unterschiede. Aber er ist, wie unschwer zu erkennen, keiner des Inhalts, sondern einer des Erkennens von Formen, d.h. des Weges des Kommunismus in seiner wirklichen Realität. In der einen Form (Fassung, Auffassung) kann man nur Gegensatz sein, indem man Formen abschafft, in der anderen auch, indem man den Inhalt abschafft indem man Formen umwandelt. Man muß ja in der Tat den Kapitalismus in den Kommunismus umwandeln, und das ist dessen Abschaffung. Der Revisionismus bestand und besteht immer darin, dass man von Formen meint, dass sie nicht umwandelbar sind, und daher von den Formen auf den Inhalt schließt - zu dem man allerdings immer zurückkehren will.

Fazit: Für die Revisionismus-Kritik, die gleich mit ihrer entwickelten Form (den Reformen) anfängt, ist es wohl auch notwendig, sich mit den frühen, sehr frühen Formen der Erscheinung - und des Verständnisses des möglichen Revisionismus - zu befassen. Eine entwickelte Kritik kommt ohne diesen im wesentlichen noch nichtökonomischen Teil seiner Erscheinung nicht aus. Aber natürlich richtet sich der Hauptteil der Kritik auf jenen Revisionismus, der für die Entstehung des so genannten Reform-Sozialismus verantwortlich zeichnet. Er hat dem politischen Kommunismus zur Überraschung wohl aller seine gesellschaftsformatorische Grundlage - na, wenn nicht gleich genommen, so doch zerredet. Hermann Jacobs, Berlin


 

DKP-Brandenburg vor dem 17. Parteitag der DKP

Bernd Müller: Brandenburg steht an Berlins Seite

Die Hoffnung stirbt als letztes und die Hoffnung, dass die Programmdiskussion fortgesetzt und auf dem nächsten Parteitag der DKP ein neuer Programmentwurf vorgelegt wird, ist noch nicht gestorben.

Am 31.10.2004 beschloss die Landesdelegiertenkonferenz der DKP Brandenburg erneut, die Berliner Genossen bei ihrem Verlangen nach Vorlage eines neuen Programmentwurfs auf dem 17. Parteitag zu unterstützen. Die Brandenburger waren gezwungen, einen zweiten Beschluss herbeizuführen, da der erste auf unzulässige Weise nicht befolgt wurde.

Am 25.04.2004 hatte die Landesmitgliederversammlung der DKP Brandenburg mit einer Stimmenmehrheit von 32 Zustimmungen und 2 Ablehnungen und Enthaltungen beschlossen, den Landesverband Berlin in seinem Anliegen, welches er zur 7. Tagung des Parteivorstandes vortrug, zu unterstützen und stimmte ihren Schlüssen zu:

„Nach den bisher durch das Sekretariat veröffentlichte Material zur Tätigkeit der Programmkommission liegen keine Bedingungen vor, die zwingend erfordern, den Beschluss des 16. Parteitages zur Erarbeitung eines Programmentwurfs durch den Parteivorstand außer Kraft zu setzen. […]

Die vom Parteivorstand als Alternative zu den Ergebnissen des 16. Parteitags beschlossene Verabschiedung einer politischen Erklärung wird nicht unterstützt. […]

Die bisherigen Veröffentlichungen zur Programmdebatte haben für die Mitglieder der Partei noch keine ausreichende Klarheit darüber geschaffen, warum die Arbeit an einer Diskussionsgrundlage abgebrochen werden musste und worin gegenwärtig die wesentlichen Differenzen in Programmfragen bestehen."

Die Landesvorsitzende Brigitte Müller wurde durch den Beschluss der Landesmit-gliederversammlung beauftragt, dieses auf der 7. PV-Tagung umzusetzen. Aus bisher ungeklärten Gründen verweigerte sie dies, ohne die Mitgliederversammlung davon in Kenntnis zu setzen. Trotz mehrfacher Bitten, ihr Verhalten den Genossen zu erklären, verschweigt sie bis zum heutigen Tag die Gründe, weshalb sie sich über Parteibeschlüsse hinwegsetzt.

Aufgrund diesen unerklärten Nichtbefolgens von Parteibeschlüssen und aufgrund eines erneuten Antrages der Berliner Genossen vom 25.9.2004 an den Parteivorstand sah sich die Gruppe Niederlausitz gezwungen, einen erneuten Antrag zu stellen, diesmal an die Landesdelegierten-konferenz Brandenburg vom 31.10.2004, durch welchen die Berliner Genossen erneut unterstützt werden sollten und in welchem ausdrücklich gefordert wird, „dass auf der ersten Tagung des 17. Parteitages der DKP die Diskussionsgrundlage für ein Parteiprogramm vorzulegen ist." Mit nur einer Gegenstimme wurde dieser Antrag angenommen.

Mittels dieses Antrages wurde verbindlich festgelegt, dass die Brandenburger Delegierten des 17. Parteitages sowohl die „Politische Erklärung" als auch den Beschluss der 4. PV-Tagung, dass keine Grundlage für ein neues Parteiprogramm vorgelegt werden soll, nicht akzeptieren werden. Wir fordern zusätzlich alle Grund-, Bezirks- und Landesorganisationen der DKP dazu auf, dem Beispiel der Berliner und der Brandenburger Genossen zu folgen und ihre Delegierten dahingehend zu verpflichten, dies auf dem 17. Parteitag in die Praxis umzusetzen.

Bernd Müller, Cottbus


 

Solidarität mit Cuba

Kommunistische Plattform der PDS und Cuba Si: Computer nach Cuba!

Wir benötigen Ihre Hilfe, um im kubanischen Bildungswesen Computer zum Einsatz zu bringen! Lauffähige PC ab Pentium, Geräte für die Ein- und Ausgabe und zum Aufbau von Netzwerken, Ersatzteile, Zubehör und stabile Verpackungen bringen Sie am besten zu uns. Aktuell fehlt es uns vor allem an Festplatten (ab 1 GByte) und funktionsfähigen VGA-Monitoren (ab 15 Zoll Bildschirmdiagonale). Für den Schutz der Geräte auf dem Transportweg brauchen wir Füllmaterial. Geeignet sind Plüschtiere oder Büroartikel. Besonders willkommen ist Papier in jeder Menge, Größe und Farbe. Für den Transport und den Kauf von Ersatzteilen benötigen wir Geldspenden, die selbstverständlich von der AG Cuba-Si quittiert werden.

Das Projekt „Computer nach Cuba!" der AG Cuba-Si und der Kommunistischen Plattform der PDS besteht seit 1996. Wir arbeiten mit KarEn e.V. zusammen. Gespendete Geräte werden komplettiert, für die Container-Schiffsreise nach Kuba vorbereitet und anschließend vor Ort betreut. Dort ist man dringend auf diese Spenden angewiesen. Unserer Gruppe gehören Computerfachleute an, und wir können in Räumen der PDS arbeiten.

Bitte melden Sie sich bei der Kommunistischen Plattform im Karl-Liebknecht-Haus, Kleine Alexanderstraße, Berlin. Tel: 030-24 009 295, Mail: kpf@pds-online.de

Kommunistische Plattform der PDS, AG Cuba-Si, Berlin


 

Freundschaftsgesellschaft BRD-Cuba e.V.: Brigade José Martí

Konkrete Solidarität mit Cuba vom 27. Juni bis 17. Juni 2005

Cuba ist die lebendige Alternative zu einem System, zu dem es angeblich keine Alternative gibt. Damit ist es natürlich all jenen ein Dorn im Auge, die uns den menschenverachtenden Neoliberalismus als einziges Zukunftsmodell verkaufen wollen. Cuba ist das einzige Land der Welt, das weiterhin am Ideal einer möglichst gleichen und solidarischen Gesellschaft festhält und sich von niemandem bevormunden lässt.

Cuba hat weiterhin den höchsten Bildungsstandard, das beste Gesundheitssystem und die höchste Lebenserwartung aller Länder Lateinamerikas.

An diesen Idealen und Errungenschaften der Revolution festzuhalten angesichts einer Blockade, die jedes Jahr verschärft wird – das bedeutet für die Cubaner täglichen Kampf, Ausdauer, Improvisation und Entbehrung.

Die Menschen, die mit der Brigade José Martí nach Cuba kommen, wollen ihre Solidarität mit den Cubanern ausdrücken. Indem sie z.B. in der Landwirtschaft arbeiten und den cubanischen Alltag kennen lernen, unterstützen sie die cubanische Revolution und zeigen den Cubanern, dass sie nicht allein sind.

Aber keine Angst, auch eine Arbeitsbrigade bedeutet nicht nur Arbeit, sondern auch das Kennenlernen eines aufregenden Landes und Sport und Spaß. Damit Ihr eine Vorstellung bekommt, was Euch erwartet – hier als Beispiel ein paar Tagesabläufe der Brigade des Jahres 2001:

Donnerstag, 19. Juli: 6.45 Uhr: Aufbruch zur Arbeit in der Landwirtschaft. // 11.00 Uhr: Rückkehr zum Campamento.// 12.00 Uhr: Mittagessen. // 123.30 Uhr: Aufbruch zur Internationalen Sportschule in Havanna. / 17.00 Uhr : Rückkehr. // 18.00 Uhr: Abendessen. // 20.00 Uhr: Europäische Kulturnacht.

Freitag, 20. Juli: 6.45 Uhr: Aufbruch zur Arbeit in der Landwirtschaft. / 11.00 Uhr: Rückkehr. // 12.00 Uhr: Mittagessen. // 14.30 Uhr: Besuch von EXPOCUBA in Havanna. // 18.0 Uhr: Abendessen in der Casa de la Amistad. // 20.00 Uhr: Karneval am Malecón. // 24.00 Uhr: Rückkehr ins Campamento.

Samstag, 21. Juli: 9.30 Uhr: Besuch des Zentrums zur Betreuung ukrainischer Tschernobyl-Kinder in Tarará. // 11.00 Uhr: Playas del Este (Strand). // 13.00 Uhr: Mittagessen am Strand. / 17.00 Uhr: Rückkehr zum Campamento. // 21.00 Uhr: Kollektive Geburtstagsfeier.

In der letzten Woche verbrachten die Brigadista drei Tage in den Provinzen Santa Clara und Sancti Spiritus in der Mitte der Insel. Die Übernachtung fand in Hotels statt, da eine tägliche Rückkehr ins Campamento unmöglich war.

Wenn Du neugierig geworden bist, melde Dich bei der Geschäftsstelle der Freundschaftsgesellschaft BRD-Cuba e.V., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel.: 0221-24 05 120, Fax: 0221 – 60 60 080 Freundschaftsgesellschaft BRD-Cuba, Köln


 

Redaktion Offensiv: Free the Five!

Auf der rückwärtigen Umschlagseite dieses Heftes findet Ihr eine eingedruckte Postkarte, die Ihr ausschneiden könnt, um damit Euren Protest gegen die weitere Inhaftierung der fünf cubanischen Patrioten zum Ausdruck zu bringen.

Wir bitte Euch, dies wirklich zu tun. Je massenhafter der Protest ist, desto besser. Also: Ausschneiden, Karte ausfüllen, mit 1 € frankieren und abschicken!

Wir danken Euch! Red. Offensiv, Hannover


 

Buchbesprechung

Gernot Bandur: Lothar Berthold: Geschichtskalender

Der Autor, geboren 1926, ist ausgewiesener Fachmann zur Erforschung der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. In der DDR hatte er leitende Funktionen in verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen des ZK der SEDE und der Akademie der Wissenschaften inne. 1966 war er Sekretär des Autorenkollektivs der achtbändigen „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung". Zuletzt war er Verlagsleiter.

Während andere seines Alters sich nach 1990 zur Ruhe setzten, war es für ihn nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems in Europa erst recht notwendig, entsprechend seinen Kräften sowohl auf seinem Fachgebiet als auch politisch weiter zu arbeiten. Mehr als ein Jahrzehnt wirkte er intensiv in der Leitung des sich 1992 konstituierten und parteiübergreifend arbeitenden Marxistischen Arbeitskreises zur Erforschung der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung mit. Bis heute verfasst er für das DKP-Blatt „Roter Brandenburger" „Geschichtskommentare des Monats". In ihnen nimmt er anhand geschichtlicher Erfahrungen konkret zu aktuell-politischen Fragen Stellung. Vom Dezember 1996 bis zum Juni 2003 verfasste er außerdem für das Zentralorgan der KPD, „Die rote Fahne", insgesamt 75 Kalenderblätter, in denen er in mehr oder weniger langen Beiträgen zu unterschiedlichsten historischen Ereignissen Stellung bezog.

Nunmehr liegen dieselben im vorliegenden Band als Sammlung vor. Entstanden ist ein Buch, das, wie der Herausgeber Hans Wauer mit Recht einleitend feststellt, „unterhaltsam und informativ" sowohl junge Leser als auch ältere in seinen Bann zieht. Für jeden Monat hat Lothar Berthold, wie er betont, „eine charakteristische historische Begebenheit herausgegriffen, die Grundfragen des Klassenkampfes um geschichtlichen Fortschritt oder Rückschritt" beleuchtet (S.4) Das geschieht schlaglichtartig, ohne innere Chronologie und Systematik. Leiten ließ sich der Autor bei seinen Ausarbeitungen von den 1925 niedergelegten Gedanken Ernst Thälmanns, dass Jubiläen für die Kommunisten und den klassenbewussten Teil des Proletariats nicht leere „Gedenktage" sind, „sondern Richtlinien für den Klassenkampf, Leitfäden für die Aktion". Oder wie es August Bebel 1876 ausdrückte: „Geschichtskenntnisse sind notwendig, damit das Volk seine Geschicke selbst in die Hand nehmen kann." (ebenda)

Zeitlich umspannt das Buch Ereignisse aus der gesamten Geschichte der Arbeiterbewegung; von der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848/49 und dem von Karl Marx und Friedrich Engels verfassten „Manifest der kommunistischen Partei" bis zum 50. Jahrestag des 17. Juni 1953 und dem Aggressionskrieg der NATO gegen Jugoslawien 1999. An behandelten Themenkomplexen seien hier beispielhaft genannt: die Novemberrevolution 1918/19, der Kapp-Putsch 1920, die Kommunistische Internationale, der demokratische Neubeginn 1945 und die Herausbildung der beiden deutschen Staaten – und schließlich die Konterrevolution in der DDR. An theoretischen Grundsatzdokumenten sind neben dem „Kommunistischen Manifest" auch solchen wichtigen Materialien, die gerade jetzt sehr relevant sind, eigenen Beiträge gewidmet: Lenins „Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution", Programm des Spartakusbundes 1918, Dokumente zum Kampf um die antifaschistische deutsche Volksfront 1935-1937, Aufrufe des ZK der KPD und des Zentralausschusses der SED vom 11. bzw. 15. Juni 1945. Biografische Beiträge sind Wilhelm Liebknecht, Wladimir Iljitsch Lenin, Ernst Thälmann und J.W. Stalin gewidmet. Auf bestimmte Ereignisse kommt der Verfasser bei verschiedensten Gelegenheiten immer wieder zurück. Vor allen Dingen trifft das auf die Geschichte der DDR zu.

Gewünscht hätte man sich, dass in der vorliegenden Buchform von der Chronologie der erschienenen Artikel abgewichen, also thematische Komplexe zusammenfassend abgehandelt worden wären. Das hätte die Aussagekraft stark erhöht. Oftmals zitiert der Autor sehr ausführlich aus Originalquellen. Das ist besonders lesenswert. Leider werden aber exaktere Belege nicht gegeben. Das hätte besonders denjenigen, die durch die Ausführungen zur Weiterbeschäftigung angeregt werden, die Arbeit erleichtert.

Über manche Einschätzung kann man sicher mit dem Autor streiten und vieles wird auch durch die Erschließung neuer Quellen immer wieder hinterfragt werden müssen. Hier und da hätte ein kritischere Sicht Not getan. Das trifft beispielsweise auf die Rolle J.W. Stalins zu. Gerade in Anbetracht immer wieder vorgebrachter Fälschungen müssen Leistungen, Fehler, Versäumnisse und auch von ihm zu verantwortende Verbrechen benannt werden. Zu bedauern ist auch, dass Lothar Berthold nicht immer vom neuesten Forschungsstand Kenntnis genommen hat. Das merkt man ganz konkret bei Beiträgen, wo Ausführungen zur USPD gemacht werde. Schon zu DDR-Zeiten gab es differenziertere Sichten gerade zum Zentrismus und der Linken in der USPD. (Ausführlich ist das dargelegt in der 1993 von Dieter Engelmann und Horst Naumann herausgebrachten Monografie „Zwischen Spaltung und Vereinigung. Die USPD in den Jahren 1917-1922")

Trotz dieser benannten Mängel schließt sich der Rezensent der Meinung des Herausgebers an, dass Lothar Berthold mit seiner Arbeit ein guter Abriss zur Geschichte der Arbeiterbewegung gelungen ist. Die größtenteils aus dem Privatarchiv des Autors stammenden Fotos lockern den Text auf. Bei einer evtl. Neuauflage sollte aber keinesfalls auf ein Personenregister verzichtet werden. Gernot Bandur, Berlin


 

Leserbriefe

Andrea und André Vogt: Manfred Sohn macht sich Gedanken über die Perspektive der revolutionären Partei heute und kommt zu dem Schluß, daß es einer solchen Organisationsform nicht mehr bedarf.

Stattdessen sei „ein Netz zu knüpfen, das in der Lage ist, in verschiedenen Organisationen und Institutionen – Parteien, Gewerkschaften, ... so zu wirken, daß das Kernziel, ... wieder in die Griffnähe einer historischen Kraftanstrengung rückt."

Also Netz statt Partei. Zur Rechtfertigung seiner These führt M. S. „sich gegenseitig in konkurrierenden Parteien bekämpfende(r) Kommunistinnen und Kommunisten ..." an, was er „unpraktisch" findet. Dazu ist zu sagen, daß es weder konkurrierende kommunistische Parteien, noch sich bekämpfende Kommunisten gibt. Diese bürgerliche Vorstellung gründet im Pluralismus, bei dem wissenschaftliche Weltanschauung als eine Art Meinung unter vielen solchen rangiert. Von Kommunisten wird jedoch immer nur das Nichtkommunistische (in den Anschauungen) bekämpft. Wenn sich eine Partei kommunistisch nennt und wenn Leute wie Heinz Stehr oder Sahra Wagenknecht sich als Kommunisten verstehen, ist das ihre Sache. Entscheidend ist die Wirksamkeit ihres Eintretens für die Vorbereitung der proletarischen Revolution, also der Beitrag zur Bildung „der Klasse an sich zur Klasse für sich", hier und heute.

Außerdem konstatiert M. S. eine „Schrumpfung der Arbeiterklasse", wobei er sich zur Definition dessen, was er unter Arbeiterklasse versteht, ausgerechnet auf Lenin beruft (welcher sich bekanntlich stets und energisch für die revolutionäre Kampfpartei des Proletariats verwendete). Im angeführten Abschnitt, dem das Zitat entnommen ist, spricht Lenin aber gar nicht von „Arbeiterklasse" sondern er erläutert den Begriff „Diktatur des Proletariats". Um nun die „Schrumpfung der Arbeiterklasse" vorführen zu können, löst M. S. die Schicht der momentan tatsächlich Lohnarbeitenden aus der Klasse der Lohnarbeiter überhaupt, dem Proletariat, heraus und nennt sie „Arbeiterklasse". Der grundsätzlichen Natur der Spaltung der kapitalistischen Gesellschaft in zwei antagonistische Hauptklassen tut das keinen Abbruch. Folglich bleibt die Überwindung des Privateigentums das objektive Interesse der eigentumslosen Klasse (also der Menschen, die nur ihre Arbeitskraft zu verkaufen haben), ganz gleich ob Autobauer, Polizist, Sänger, Rentner oder Arbeitsloser. Dabei geht es nicht um die Integration „dieses Millionenheer"(es) in eine „Partei der Arbeiterklasse", sondern um die Bildung der marxistisch / leninistischen Klassenpartei, die fähig ist, das „Millionenheer" im Kampf um die Eroberung der politischen Macht zu führen. Davon sind die sogenannten „K"–Parteien noch ein Stück entfernt. Abspaltungen und / oder Zusammenschlüsse wird es geben müssen. Warum aber die kommunistische Partei als Organisationsform prinzipiell ungeeignet sein soll, hat M. S. nicht dargelegt. Deren Siegtauglichkeit einschließlich Errichtung, Festigung und Verteidigung der Diktatur des Proletariats, auch bei veränderter Klassenkonstellation, wurde von den Bolschewiki in der Praxis bewiesen. Gerade deswegen wurde sie ja zum Hauptkampffeld der Reaktion, die ihren wohl wichtigsten Erfolg mit der schändlichen „Geheimrede" erringen konnte. Ursachen des schließlichen Niedergangs sind offengelegt, Lehren gezogen. Auch und insbesondere „offen-siv" sei Dank.

Friedrich Engels führt 1889 in einem Brief an Gerson folgendes zu besagter Form aus: „Daß das Proletariat seine politische Herrschaft, die einzige Tür in die neue Gesellschaft, nicht erobern kann ohne gewaltsame Revolution, darüber sind wir einig. Damit am Tag der Entscheidung das Proletariat stark genug ist zu siegen, ist es nötig – und das haben M[arx] und ich seit 1847 vertreten -, daß es eine besondre Partei bildet, getrennt von allen andern und ihnen entgegengesetzt, eine selbstbewußte Klassenpartei." MEW 37/326

Von einem „Netz", das „in verschiedenen ... Parteien ..." wirken soll, ist nicht die Rede. Warum auch. Die in den bürgerlichen Parteien versammelten Freunde der Marktwirtschaft, also des Privateigentums, doktern ohnehin lieber an der sie bestechenden untergehenden bürgerlichen Gesellschaft herum, als sich von Kommunisten hineinreden zu lassen. Die demokratischen Sozialisten der PDS bilden da keine Ausnahme. Engels spricht mit Bedacht von „eine(r) besondre(n) Partei". Dieses „besondre" gilt es herauszuarbeiten und nicht zu vergraben. Nachsatz: Wirklich „unpraktisch" ist es, den Titel „Besserwisser" zu verteilen, wenn man selbst der Weisheit letzten Schluß noch nicht geliefert hat.

Andrea und André Vogt, Dresden


 

Fritz Dittmar: Betr.: Kollaboration der Kollaborateure

Das November – Dezemberheft 04 ist informativ und hilfreich. Umso ärgerlicher finde ich es, wenn ihr ungenau argumentiert. Das gibt Heinz Stehr die Möglichkeit, an einem Nebenpunkt einzuhaken. In der Auseinandersetzung mit der DKP–Parteiführung hat Rüdiger Göbel in zwei Punkten tatsächlich falsch argumentiert. Er behauptet, in der UZ kämen Gegenpositionen zur Haltung der DKP–Führung zum Irak nicht zu Wort. Als Schreiber vieler in der UZ nicht veröffentlichter und einiger veröffentlichter Briefe bestätige ich hier: Wo Stehr recht hat, hat er recht. Auch ist mir nichts von Parteiordnungsverfahren gegen Kritiker der Parteiführung in diese Frage bekannt. Das ist einfach schlampige Arbeit von Göbel an diesen beiden Punkten. Und meines Wissens hat er diese falschen Aussagen bisher nicht öffentlich korrigiert. „Leseschwäche und frappierende Unkenntnis" und Verbreitung von „Lügen" ist hier eine scharfe, aber im Rahmen von Polemik zulässige Erwiderung. Und genau die werft ihr der UZ vor. Wie gesagt, schade und ärgerlich!

Nützlich wäre es, stattdessen die Politik der UZ bei der Auswahl von Leserbriefen zu untersuchen. So verwies die UZ nicht einfach auf eine anonyme Anpöbelei von Heinz Stehr, sondern veröffentlichte sie im Wortlaut, und in den folgenden Ausgaben mehrere Leserbriefe, die sich genau hierauf bezogen. Das ist schlechter Stil! „Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt". Ob die veröffentlichten Leserbriefe repräsentativ sind, weiß ich nicht. Zu:"UZ schreibt an `junge welt`" hatte ich einen Leserbrief geschrieben, der nicht veröffentlicht wurde. Weiter so, und möglichst noch besser!

Rote Grüße, Fritz Dittmar, Hamburg


 

Gernot Bandur: Zu: „Kollaborateur der Kollaborateure"

Lieber Frank, herzlichen Dank für das Heft 9 der „Offensiv". Dass Du etwas zum Irak bringst, ist sehr ehrenwert. Aber leider halte ich das Gebrachte (verschiedene Dokumente) dadurch für entwertet, dass Ihr Euch nicht von Göbel distanziert, sondern so unbenommen übernehmt: „Kollaborateur der Kollaborateure". Das ist ein Stil, mit dem ich nichts gemein habe und der unter Linken auch ein Stück aus dem Tollhaus ist. Denn laut Duden, Ausgabe Mannheim 1999 und Fremdwörterbuch ist ein „Kollaborateur" jemand, der mit dem Feind zusammenarbeitet. Wo bitte siehst Du dafür Beweise innerhalb der DKP? Der Begriff kam im übrigen im II. Weltkrieg auf und stand gleichberechtigt neben „Quisling", dem norwegischen Verräter.

Wenn im nächsten Heft keine Distanzierung erfolgt, muss ich meine sporadische Mitarbeit einstellen. Schon das „Parteienheft" im vorigen Jahr hielt ich für einen Fehlgriff, meinte aber, das ich es nicht besser hätte einschätzen können als Klaus Steiniger es tat.

Gruß, Gernot (Gernot Bandur, Berlin)

P.S.: Dass die Führung der IKP aus Revisionisten besteht, ist leider eine Tatsache. Einige von deren Vertretern lernte ich schon 1986 auf einer Reise durch die DDR mit Westberliner Genossen kennen, andere Anfang der 90er Jahre hier bei Diskussionen in Berlin.


 

Samy Yildirim: Antwort auf meine Kritiker. 1. Teil

Teil I: Der Anlass zu diesem Schreiben.

Die Ausgabe der "offen-siv" Nr. 02/2004 war eine Sondernummer zum Thema "Revisionismus". Darinnen waren drei Beiträge enthalten; jeweils einer stammte von Kurt Gossweiler, Gerald Hoffmann und Michael Opperskalski. Zum Beitrag von Gerald Hoffmann hatte ich einige Anmerkungen vorgebracht, die in der "offen-siv" Nr. 06/2004 auch abgedruckt wurden. In der mir am 20.12.2004 zugegangenen "offen-siv" Nr. 07/2004 kamen nun drei Personen - Heinz W. Hammer, Hansi Oehme und Gerald Hoffmann selber - zu Wort, die ihrerseits Anmerkungen zu meinen Anmerkungen zu Gerald Hoffmann vorbrachten. Aufgrund der gewählten Formulierungen sowie der inhaltlichen Entstellungen meiner seinerzeitigen Kritik sehe ich mich gezwungen, diese Replik zu schreiben. Dabei gehe ich zuerst auf Heinz W. Hammer separat ein und dann auf die beiden anderen meiner Kritiker zusammen, da diese beiden anderen Kritiken dermaßen parallel in Aufbau und Tendenz sind, dass auf eine verabredete Vorgehensweise mit verteilten Rollen zu schließen ist. Die deutlichen Unterschiede im Niveau der Kritiken von Hansi Oehme und Gerald Hoffmann lassen auf ein Herr-Diener-Verhältnis zwischen diesen beiden schließen, wobei deutlich ist, wer Derrick ist und wer Harry.

In Falle von Heinz W. Hammer werde ich zunächst seine Kritik an meinem in der "offen-siv" Nr. 06/2004 abgedruckten Leserbrief darstellen und anschließend einige Fakten mitteilen. Im Falle der beiden Berliner Zuschriften werde ich die in Rede stehenden Punkte in logischer Reihenfolge darlegen, so dass sich daraus ein Urteil ergibt, insbesondere über diese beiden Zuschriften. Abschließend erlaube ich mir dann einige weitere Bemerkungen.

Teil II: Antwort auf Heinz W. Hammer, Essen.

1) Worum es in der Kritik von Heinz W. Hammer an mir insgesamt geht.

Die in dieser Zuschrift enthaltenen Kritikpunkte betreffen die Frage nach der Legalität kommunistischer Organisationen, die mir attestierte Vergötterung der Illegalität, die Umstände der Gründung der DKP in der BRD im Jahre 1968 und die damals handelnden Personen.

2) Die DKP als einzige legale Organisation mit kommunistischem Anspruch?

Heinz W. Hammer unterstellt mir, ich vergötterte die Illegalität, und erklärt implizite, die DKP sei die einzige legale Partei mit kommunistischem Anspruch gewesen, welche in den späten Sechzigern in der BRD gegründet wurde. Er widerspricht sich insofern selbst, als dass er direkt darauf erklärt, die von mir vorgebrachten Vorwürfe gegen die DKP hätte er seinerzeit von diversen - bezeichnenderweise nicht näher bezeichneten - "maoistischen Gruppen" gehört. Waren diese nun legale oder illegale Organisationen?

3) Implizite Vergötterung der Legalität bei Heinz W. Hammer.

Zur Sache selbst ist zu bemerken, dass das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) im Jahre 1956 die KPD (deren Vertreter seinerzeit im Parlamentarischen Rat gesessen und an der Formulierung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland mitgewirkt hatten) für grundgesetzwidrig erklärt und also verboten hatte. Die KPD hielt sich aber nicht daran und blieb in der lllegalität bestehen. Soweit zur Vergötterung der Legalität, die sich implizite bei Heinz W. Hammer artikuliert. Kommunisten lehnen keine dieser beiden Vorgehensweisen a priori ab: wenn es geht, dann legal, ansonsten illegal.

4) Gründung mehrerer legaler Organisationen mit kommunistischem Anspruch.

Nun aber entartete auch die KPD revisionistisch, was dazu führte, dass in den Sechzigern mehrere Personen Neubildungen von Parteien mit kommunistischem Anspruch anstrebten. Zu diesen Personen gehörte etwa der Steuerberater Erich Reimann aus Hanau (bei Frankfurt am Main), der 1965 die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) gründete, und zwar als strikt illegale Organisation. Es zeigte sich dann später, dass Reimann im Auftrage des Verfassungsschutzes tätig gewesen war. Seine Schöpfung verschwand genauso plötzlich von der Bühne wie sie einst gekommen war. Ihr letztes Lebenszeichen gab sie im Januar /Februar 1968 von sich.

Ihr Auftrag war es gewesen, die Bildung einer legalen Partei zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Diese Erfahrung machten jene, welche sich damals um den Aufbau einer legalen Organisation mit kommunistischem Anspruch bemühten. Ende 1968 schließlich gründeten einige ehemalige Angehörige der inzwischen revisionistisch entarteten KPD, unter ihnen Ernst Aust (1923 -1985) und Günther Ackermann (heute Webmaster von http://www.kommunisten-online.de) die KPD/ML - als legale Organisation mit kommunistischem Anspruch. Diese Partei selbst existiert heute, jedenfalls in dieser Form, nicht mehr, wohl aber Nachfolgeorganisationen wie etwa auch die Gruppe Neue Einheit (http://www.neue-einheit.com) - allesamt als legale Organisationen mit kommunistischem Anspruch.

In den Siebzigern folgten weitere Gründungen von legalen Organisationen mit kommunistischem Anspruch, unter anderen auch der heute noch bestehende Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD (http://www.arbeiterbund-fuer-den-wiederaufbau-der-kpd.de) dessen Mitglied Stefan Eggerdinger Verleger in München und Köln ist und den "Streitbaren Materialismus" (http://www.streitbarer-materialismus.de) herausgibt, in welchem Kurt Gossweiler wiederholt und Gerald Hoffmann bislang einmal ("Streitbarer Materialismus", Nr. 26, Mai 2004) Artikel veröffentlicht haben.

Daraus erhellt, dass keine wie auch immer geartete Rede davon sein kann, dass die DKP die einzige legale Organisation mit kommunistischem Anspruch in der BRD gewesen wäre. Das war sie nie, und das ist sie auch heute nicht. Sie hat lediglich ihre kommunistische Tarnung verloren, was sich dem Verständnis von Heinz W. Hammer allerdings zu entziehen scheint.

5) Zurückweisung der Kritik von Heinz W. Hammer.

Weder war die DKP die einzige auf Legalität orientierende Organisation mit kommunistischem Anspruch, welche damals in der BRD gegründet wurde, noch fanden sich alle Ex-KPDler in der DKP wieder (wie Heinz W. Hammer weismachen will), noch vergöttere ich die Illegalität. Ich vergöttere allerdings auch nicht die Legalität.

Was von seiner Kritik an meinem Leserbrief zu halten ist, hat Heinz W. Hammer selbst geschrieben: "Zu diesem unwissenschaftlichen Ergebnis muss man wohl kommen, wenn man sich bemüht, die Realität so lange zurechtzukneten, bis sie den eigenen theoretischen Vorgaben gerecht wird." Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.

6) Konstruktive Kritik an der Kritik von Heinz W. Hammer.

Genauso läppisch wie Heinz W. Hammer seine Kritik an meinem Leserbrief beginnt, genauso larmoyant beendet er sie: mit einer Jeremiade über den heutigen Zustand der DKP, der ihm unerklärlich vorkommt. Mir hingegen kommt der heutige Zustand der DKP überhaupt nicht unerklärlich vor; vielmehr betrachte ich ihn als Ergebnis eines sukzessiven coming-out, als Ergebnis dessen, was von Anfang an im Wesen der DKP beschlossen lag.

Dringend empfehle ich Heinz W. Hammer die Lektüre des Evangeliums nach Matthäus, insbesondere der sich über die Kapitel 5 bis 7 erstreckenden Bergpredigt, namentlich von Matthäus 7, 15 - 18: "Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig sind sie reißende Wölfe. A n i h r e n F r ü c h t e n w e r d e t i h r s i e e r k e n n e n. Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen." Bibelleser wissen mehr.

Wenn Heinz W. Hammer wissen will, wie sehr er - betreffend die Entstehung der DKP - im durch Wunschdenken motivierten Irrtum befangen ist, so lese er bitte das Buch "Der geheime Kanal -Moskau, der KGB und die Bonner Ostpolitik - Mit einem Nachwort von Egon Bahr" (Rowohlt, ISBN 3-87134-224-6, DM 25,80) von Generalmajor a. D. Wjatscheslaw Keworkow. Er wird dann besser Bescheid wissen über die Hintergründe der sog. "Entspannungs-" und "Ostpolitik" der Siebziger Jahre im Allgemeinen und die Rolle, die der DKP von den in Bonn und Moskau Herrschenden darinnen zugedacht war, im Besonderen. Dass das Nachwort ausgerechnet von Egon Bahr stammt, ist durchaus logisch. Schließlich war es Egon Bahr, der 1963 das neue Konzept des Angriffs auf den Osten vorstellte, und auch Begriffe ausgab: "Wandel durch Handel", "Wandel durch Annäherung", "Entspannung" etc. Was damit wirklich gemeint war, wusste der Kabarettist Wolfgang Neuß schon im Bundestagswahlkampf 1965 mitzuteilen: "Wir schaffen es - ohne Waffen-SS."

Dass dieses Konzept überhaupt hatte erwogen werden können, hatte damit zu tun, dass die Revisionisten in den Fünfzigern die Spitzen von KPdSU und UdSSR übernommen hatten, und von dort ausgehend nach und nach in anderen Ländern des damaligen sozialistischen Weltsystems. Mit Marxisten-Leninisten an der Spitze von KPdSU und UdSSR hätte das Konzept von Bahr, Brandt und Co. nicht funktioniert, weil ihm dann der Partner auf der östlichen Seite gefehlt haben würde.

7) Über die Hintergründe der Begriffe "Stalinismus" und "Maoismus".

Was den Begriff "Maoismus" anbelangt, so kommt er aus der Geheimdienstecke. Erstmals kommt er vor in dem 1970 im Verlag Frankfurter Sozietätsdruck erschienenen Buch "Maoismus – Pekings Filialen in Westeuropa" (ISBN 3-797301952) von Paulette Friedlingstein und F. W. Schlohmann. Letzterer war damals immer dabei, wenn Linke angeschwärzt und letztlich diskreditiert werden sollten.

Ich bitte daher darum, den Begriff "Maoismus" genauso wenig zu benutzen wie den Begriff "Stalinismus": am besten gar nicht. Beide sind von anti-kommunistischen Kräften ins Spiel gebrachte Kampfbegriffe, die zur Verwirrung beitragen sollen: "Stalinismus" von Trotzki, "Maoismus" von Paulette Friedlingstein und F. W. Schlohmann.

Darüber hinaus gibt es keine geschlossenen theoretischen Systeme mit diesen Namen, sondern lediglich einige mehr oder weniger sinnvolle - und durchaus zu diskutierende - Ergänzungen zum Marxismus-Leninismus, der allerdings ein solches geschlossenes theoretisches System ist.

Da ich den Begriff "Marxismus" verwende, obwohl auch dieser aus der ganz rechten Ecke stammt - vom königlich-preußischen Lockspitzel Voigt 1859 in Umlauf gebracht -, liegt daran, da er sich historisch durchgesetzt hat. Marx selbst  erklärte Zeit seines Lebens, kein "Marxist" zu sein. Erst Engels benutzte einige Jahre nach Marxens Tod diesen Begriff, und zwar offensiv; genauso, wie seinerzeit niederländische Freiheitskämpfer des Achtzigjährigen Krieges gegen die Spanier (1567 - 1648) den ihnen von diesen verliehenen Spottnamen "de geuzen" (= "die Armseligen") als Auszeichnung verwendet hatten.

Samy Yildirim, Zaandam, Niederlande


 

Karsten Schönsee: Türkische Armee und deutsche Waffen raus aus Kurdistan

Zur Zeit stehen rund 40.000 türkische Soldaten im südosttürkischen Malatya bereit, um im Nordirak einzumarschieren. So will der türkische Staat seinen schmutzigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung fortführen, um die Öl- und Wasservorräte in Südkurdistan (Nordirak) zu kontrollieren und die Guerilla der kurdischen Freiheitsbewegung zu bekämpfen.

Diese Politik unterstützt der deutsche Imperialismus direkt durch seine Waffenlieferungen an den Nato-Partner Türkei. Aktuell sollen 350 Leopard-2-Panzer aus Bundeswehrbeständen an die Türkei geliefert werden, die Bundeskriegsminister Struck dem Nato-Partner versprochen hat. Dies steht in der langen Tradition der Unterstützung des schmutzigen Krieges der Türkei in Kurdistan. Seit 1967 fertigt der türkische Rüstungskonzern MKEK das deutsche Schnellfeuergewehr G 3 und seit 1983 die Maschinenpistole MP 5 in Lizenz. In den 90er Jahren bekam die Türkei Rüstungstransfers im Wert von 2,5 Milliarden Euro (u.a. 300 NVA-Schützenpanzer BRT 60) und im Jahr 2002 rangierte die Türkei mit 124 Millionen Euro auf Platz sieben der deutschen Rüstungsexporte.

Mit diesen Waffen wurden bis 1998 4.000 kurdische Dörfer zerstört und 40.000 PKK-Kämpfer sowie 5.200 Zivilisten getötet. Nach Augenzeugenberichten starben über 80 Prozent von ihnen durch die deutschen Waffen, die zur Standardausrüstung der türkischen Armee gehören.

Heute geht es darum, die Panzerlieferungen des Kriegsministers Struck durch breite Proteste zu stoppen, den Abzug der türkischen Armee aus allen Teilen Kurdistans zu fordern und gegen die drohende türkische Invasion im Nordirak zu protestieren.

Rot Front! Karsten (Karsten Schönsee, Nürnberg)


Spendenkampagne „Pressefreiheit"

Redaktion Offensiv: Die Spendenkampagne war ein Erfolg!

Als sowohl uns als Redaktion, als auch Eva Ruppert und Kurt Gossweiler als Autoren Strafbefehle ins Haus flatterten, weil wir den Namen des Käufers der Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals genannt hatten, riefen wir Euch, unsere Leserinnen und Leser, zu einer Solidaritätsspende unter dem Kennwort „Pressefreiheit" auf.

Nun beenden wir die Spendenkampagne. Es sind im Ganzen 859,27 € zusammengekommen. Das bedeutet, dass jede/r der drei Geschädigten einen Zuschuss von 286,42 € zu den Kosten erhält. Das deckt immerhin einen Teil der geforderten Bußgelder.

Wir danken Euch herzlich für Euer Zeichen der Solidarität!

Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Thälmann-Gedenkstätte bekamen wir von Heinz Schmidt, dem Sprecher des Freundeskreises der Gedenkstätte, folgende freundliche Zeilen zugesandt:

Liebe Freundinnen und Freunde, die ihr öffentlich den Kampf um die Erhaltung der „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" in Ziegenhals und ihre öffentliche Nutzung sowie um Meinungs- und Pressefreiheit führt: die Jahreshauptversammlung des Freundeskreises am 27. 11. 2004 sendet Euch solidarische Grüße und dankt Euch für Euren Einsatz für die Gedenkstätte.

Wir senden Euch die besten Wünsche für den weiteren gemeinsamen Kampf um die Gedenkstätte und die Meinungs- und Pressefreiheit in der BRD. Wir sind davon überzeugt, dass sich auch und gerade durch Euren Einsatz für die „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" die Anzahl unserer Mitglieder und Sympathisanten weiter erhöht.

Wir wünschen Euch in diesem Sinne ein erfolgreiches Jahr 2005 und persönliches Wohlergehen.

Sprecher des Freundeskreises, Heinz Schmidt, KönigsWusterhausen


Spendeneingang seit 05.10.2004

07.10.04 O.G. (n.i.V.) 5,11 11.10.04 M.O. aus K. 60,-

14.10.04 G.B. aus L. 25,- 21.10.04 K.P. aus E. 15,-

02.11.04 F.S. aus H. 17,90 02.11.04 H.M. aus B. 10,-

02.11.04 S.W. (n.i.V.) 5,- 03.11.04 K. H. aus Sch 25,-

03.11.04 S.S. aus B. 30- 04.11.04 U.S. aus P. 400,-

08.11.04 W.H. aus G. 50,- 08.11.04 G-E.H. aus E. 50,-

09.11.04 D.F. aus B. 50,- 10.11.04 H.M. aus P. 30,-

15.11.04 G.Sch. aus L. 20,- 15.11.04 F.B. (n.i.V.) 75,-

16.11.04 W.Sch aus Österr 50,- 17.11.04 R.W. aus w. 10,-

20.11.04 G.L. aus N. 20,- 20.11.04 W.W. aus M. 10,-

20.11.04 H.M. aus P. 3,- 23.11.04 K.P. aius E. 15,-

26.11.04 E.B. aus B. 20,- 26.11.04 U.H. aus B. 50,-

26.11.04 M.S. aus E. 100,- 30.11.04 R.T. aus D. 30,-

01.12.04 S.W. (n.i.V.) 5,- 01.12.04 M.O. aus K. 100,-

02.12.04 P-M.B. aus B. 5,- 01.12.04 H.M. aus B. 10,-

02.12.04 H.K. aus B. 30,- 03.12.04 K.B. (n.i.V.) 20.-

03.12.04 G.J. aus H. 20,- 03.12.04 U.K. (n.i.V.) 50,-

06.12.04 D.F. aus B. 30,- 07.12.04 A.H. aus B.L. 25,-

08.12.04 H.T. (n.i.V.) 20,- 08.12.04 A.G. aus B. 25,-

08.12.04 G.W. aus B 50,- 08.12.04 R.M. aus Lu 50,-

08.12.04 U.H. aus B. 20,- 08.12.04 G-E.H. aus E. 50,-

09.12.04 A+A.V. aus D. 200,- 10.12.04 M.S. aus H-M- 15,-

10.12.04 F.B. (n.i.V.) 30,- 13.12.04 D.F. aus D. 2,50

13.12.04 M (.i.V.) 20,- 13.12.04 H.J. aus W. 20,-

16.12.04 I.B. aus A. 50,- 17.12.04 W.T. aus G 30,-

17.12.04 H.B. aus To. 100,- 21.12.04 B.K. aus L. 10,-

21.12.04 K.P. aus E. 15,- 22.12.04 K.H. aus Sch. 30,-

22.12.04 S.E. aus B. 30,- 23.12.04 R.R. aus E. 20,-

27.12.04 E.K. aus H. 25,- 28.12.04 S.Y. aus Z. 4,10

28.12.04 Ch.N. aus S. 15,- 28.12.04 G.F. aus Österr 36,-

30.12.04 Zinsen Spend.Kt. 2,89 30.12.04 S.Y. aus Z. 5,90

03.01.05 S.W. aus B. 5,- 03.01.05 F.D. aus H. 25,-

03.01.05 L.K. aus K. 150,- 04.01.05 D.F. aus D. 5,-

04.01.05 H.M. aus B. 10,- 04.01.05 G.L. aus F. 20,-

04.01.05 R.L. aus R. 40,- 05.01.05 H-W.H aus E. 7,50

05.01.05 H-D.u.R.H. aus R. 10,- 05.01.05 A.K. aus G. 20,-

06.01.05 A.H. aus W. 100,- 06.01.05 K-H.G. aus H. 160,-

06.01.05 K.G. aus B. 286,42 10.01.05 R.V. aus R. 6,-

10.01.05 H.J. aus B. 30,- 10.01.05 F.M. aus D. 30,-

12.01.05 D.N. aus W. 30,- 13.01.05 H.H. aus L. 25,-

13.01.05 A.V. aus M. 26,- 18.01.05 G.H. aus R. 20,-

19.01.05 W.R. aus Z. 20,- 19.01.05 D.H. aus M. 30,-

20.01.05 H.S. aus A. 10,-

 

Summe: 3.413,32 € !

 

Liebe Genossinnen und Genossen! Das ist ein sehr gutes Ergebnis! Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen denjenigen, die uns Spenden haben zukommen lassen!

 

Trotzdem ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. 2.253,61 € von dieser Summe sind bereits in 2004 ausgegeben worden für das regelmäßige Erscheinen der Offensiv, gehören also zum Jahresabschluss 2004, der ja, wie Ihr am Anfang des Heftes habt sehen können, trotzdem noch ein kleines Minus zu verzeichnen hat.

Für das Jahr 2005 bleiben 1.159,71 €. Das reicht noch nicht einmal für den Start ins Jahr!

Wir müssen rund 500,- € für den Druck einer Ausgabe rechen, rund 200,-€ Porto und wir müssen am Anfang des Jahres 700,- € an die Deutsche Post AG überweisen als Teilnahmegebühr an der Vertriebsart „Pressepost". Wenn Ihr diese Ausgabe in den Händen haltet, sind bei uns also rund 1.400,- € fällig geworden.

 

Und wir müssen dringend etwas für unsere Buchprojekte zurücklegen!

 

Hier also nochmals das Spendenkonto:

 

Spendenkonto Offensiv: Konto Frank Flegel, Nr. 3090180146 bei der Sparkasse Hannover, BLZ 250 501 80, Kennwort „Offensiv"

 

Redaktion und Geschäftsführung Offensiv, Hannover


Aufruf

Solidarität mit dem irakischen Volk und seinem legitimen Widerstand!

Das irakische Volk ist tagtäglich das Opfer einer so genannten „Neuen Weltordnung", die durch die wachsende Aggressivität des Imperialismus charakterisiert wird. Die Konkurrenz der imperialistischen Hauptmächte verschärft sich, sie ringen immer aggressiver um eine Neuaufteilung der Welt, ihrer Absatzmärkte und Rohstoffe, die reaktionäre Formierung bis hin zur Faschisierung ihrer Gesellschaften und staatlichen Strukturen schreitet dementsprechend voran und jeder Widerstand gegen diese so genannte „Neue Weltordnung" soll mit allen Mitteln ausgetreten werden. Insbesondere in der rohstoffreichen Region des Nahen und Mittleren Ostens strebt der US-Imperialismus danach, seine absolute Dominanz gegen alle Konkurrenten zu erhalten und auszubauen. In diesem Sinne soll diese Region neu „geordnet" werden.

Für das irakische Volk bedeutet dies: brutalste Besatzung nach einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, Zerstörung des Landes und Ausplünderung seiner Ressourcen, Folter, Mord und Terror durch die Besatzer.

Hiergegen hat sich das irakische Volk seit der völkerrechtswidrigen Besatzung seines Landes von Beginn an erhoben. Sein Widerstand entwickelt sich dynamisch und auf allen Ebenen. Dies schließt den legitimen bewaffneten Widerstand ein, der u.a. auch durch Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen gedeckt wird.

Um den wachsenden Widerstand des irakischen Volkes zu brechen, setzen die von den USA geführten Besatzer immer brutalere Methoden ein: willkürliche Massenverhaftungen und Folter, die Einrichtung von Konzentrationslagern, eine Kriegführung gegen den Widerstand, die darauf abzielt, den Irak in Schutt und Asche zu bomben, der Einsatz international geächteter Massenvernichtungswaffen einschließlich von Giftgas wie in Falludscha oder die Ausschaltung von politischen Führern des irakischen Widerstandes wie durch die Verhaftung des Vorsitzenden der „Irakischen Patriotischen Allianz", Abduljabbar al-Kubaysi, am 2. September 2004. Inzwischen schmachten Tausende politischer Gefangener in den Folterkammern der Besatzer.

Ein Element der Unterdrückung des wachsenden irakischen Volkswiderstandes ist auch eine gezielte Diffamierungskampagne, die darauf abzielt, diesen als „terroristisch" oder „islamistisch" abzustempeln und international zu isolieren. Diese Kampagnen, unterfüttert von Desinformationen der CIA, des israelischen MOSSAD und anderer westlicher Geheimdienste, werden nicht nur von Medien und politischen Kräften geführt, die die Besatzung des Irak offen unterstützen, sondern zum Teil auch „unter linker Flagge" vorgetragen, um insbesondere jene Menschen negativ zu beeinflussen, die sich aufrichtig gegen die Besatzung des Irak und für eine Solidarität mit dem Widerstand des irakischen Volkes engagieren möchten. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die so genannte „Irakische Kommunistische Partei" (wie auch ihre Vorfeldorganisationen), die einen Minister in der von den USA eingesetzten, von ihr komplett abhängigen und mit direkten CIA-Agenten durchsetzten so genannten „Übergangsregierung" stellt und bisher alle Terrormaßnahmen der Besatzer und ihrer Marionetten gegen das irakische Volk mitgetragen hat.

Gerade nach dem Massaker von Falludscha erklären die Unterzeichner ihre Solidarität mit dem irakischen Volk und seinem legitimen Widerstand und fordern:

 

Erstunterzeichner:

Günter Ackermann, Duisburg; Hanna Ackermann, Duisburg; Tülin Arslan, Saarbrücken; Dr. Alexander Bahar, Heilbronn; M. Beckmann, Jena; Erika Beltz, Gießen; Michael Beltz, Gießen; Hans-Ulrich Bierhahn, Winsen; Heinz Blöth, Jena; John Böhme, Gera; Helmut Bohn, Jena; Erich Buchholz, Berlin; Sophia Deeg, München; Deutsches Solidaritätskomitee Freier Irak; DKP-Jena; Hans Fischer, Berlin; Wiethold Fischer, Jena; Peter Franz, Weimar; Frank Flegel, Hannover; Kurt Gossweiler, Berlin; Dieter Hainke, Magdeburg; Heinz W. Hammer, Essen; Klaus Hartmann, Offenbach; Anna C. Heinrich, Hannover; Wolf-Jürgen Herzog, Frankfurt/M; Hans Dieter Hesse, Recklinghausen; Rosl Hesse, Recklinghausen; Ronny Hirsch, Hermsdorf; Gerald Hoffmann, Berlin; Ulrich Huar, Berlin; Thomas Huck, Jena; Bernd Kettendorf, Duisburg; Bernd Klagge, Bonn; René Köhler, Jena; Monika Krotter-Hartmann, Offenbach; Günther Lange, Neuenhagen; Volker Lobing, Jena; Helmut Lucas, Bremen; Necati Mert, Saarbrücken; Horst Mette, Palingen; Bernd Müller, Cottbus; Kai Müller, Jena; Ali Nadji; Willi Opitz, Potsdam; Michael Opperskalski, Köln; Organisation of Iranian Peoples Fedaii Guerillas; Herbert Polifka; Klaus von Raussendorff, Bonn; Revolutionäre Kommunistische Liga Thüringen; Karl-Heinz Sabelleck, Essen; D. Schmidt, Hermsdorf; Elisabeth Schneider, Frankfurt/M; Andrea Schön, Essen; Jérome Schretter; Bodo Schulz, Heidenau; Werner Schuren, Winsen; Prof.Dr. Ekkehard Sauermann, Halle; Ursula Siegmayer, Pforzheim; Rolf Stoll, Eckolstädt; Arne Taube, Mahlow; Dimitri Tsalos, Duisburg; André Vogt, Dresden; Andrea Vogt, Dresden; Boris Vojvodic, Reutlingen; Oliver Wagner, Trier.

 

Weitere Unterstützungsunterschriften:

Name                        Straße                                                                       Wohnort                             Unterschrift


 

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